Hans-Jürgen Diehl und Wolfgang Petrick, zwei Gründungsmitglieder der West-Berliner Künstlergruppe „Großgörschen 35“, realisierten 1968 gemeinsam eine Mappe mit dem Thema Berlin. Die Gruppe, der beide Künstler angehörten, hatte sich der figurativen Malerei verschrieben, die im Kunstgeschehen zu dieser Zeit eher einen nachgeordneten Stellenwert einnahm. Ihr Stil ist unter den Bezeichnungen „Neuer Realismus“, „Kritischer Realismus“ oder „Berliner Realismus“ bekannt. Die 1966 gegründete Gruppe verfeinerte 1968 ihre programmatische Ausrichtung, was u.a. den Ausschluss K.H. Hödickes und Markus Lüpertz' zur Folge hatte.
„Wie Wolfgang Petrick […] und Hans-Jürgen Diehl […] Berlin sehen, das hat nichts gemein mit dem Renommierstück des freien Westens […]“, so heißt es in dem handschriftlich verfassten Vorwort der Mappe, das mit „K.-H. Hartmann“ unterzeichnet ist.
Tatsächlich zeugt das vorliegende Blatt mit dem Titel „Berlinbesucher“ von einer tabulos kritischen Haltung. So gesellen sich im Vordergrund des Bildes Walter Ulbricht, der Berliner Bär, Wappentier Berlins und Adolf Hitler zueinander. Die fragmentierte Darstellung vereint Versatzstücke der Realität mit Illusion, Vieldeutung und Trugbildern.
