Pokal aus farblosem, manganstichigem Glas mit vielen kleinen Blaseneinschlüssen, Abrissnarbe am Boden. Breiter Scheibenfuss, angesetzt ein massiver Balusterschaft mit verschmolzenem, verdicktem Ansatz sowie unten drei und oben zwei Ringscheiben. Becherförmige, schlanke Kuppa, deren Wandung reich in einfachem Mattschnitt mit einem ornamentalen Dekor aus Blattranken und Blumen dekoriert ist, deren Zentrum aus polierten Kugeln besteht. Fiederblattbordüre am verwärmten Mündungsrand.
Der Pokal gehört zum Altbestand des Museums. Die Potsdamer Hütte hat Gläser mit "böhmisch" anmutendem Ornamentfries in der Zeit Friedrichs III./I. erzeugt (vgl. Götzmann/Kaiser, Gläserne Welten, 2017, Kat. 81f.; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Abb. 7, S. 67 und Taf. 4). Sicherlich stellten auch andere zeitgenössische brandenburgische Manufakturen diesen Typ her, etwa Marienwalde und Pinnow. Überlieferte Beispiele mit diesem Dekor werden in der Literatur aber meist pauschal in die Zeit um 1700 nach Böhmen verortet (vgl. Fischer, Gläserne Pracht, 2011, Kat. 68, S. 62; Seewaldt, Glas, 1995, Kat. 98–106; Mosel, Glas, 1979, Kat. 153; Baumgärtner, Gläser, 1977, Kat. 195, S. 96). Eine Unterscheidung lediglich aufgrund formaler Kriterien ist tatsächlich so gut wie unmöglich. Im UV-Licht erscheinen sie alle gelb-grün, die böhmischen Exemplare hingegen eher hell, die brandenburgischen eher bräunlich. [Verena Wasmuth]
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