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Stiftung Stadtmuseum Berlin Uhrensammlung [KH 98/126 UH]
Nicolaus Bergerhoff, Telleruhr, um 1669, Inv. Nr. KH 98/126 UH (Stiftung Stadtmuseum Berlin CC BY)
Herkunft/Rechte: Stiftung Stadtmuseum Berlin / Oliver Ziebe, Berlin (2020) (CC BY)
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Nicolaus Bergerhoff, Telleruhr, um 1669, Inv. Nr. KH 98/126 UH

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Beschreibung

Die mit Nicolaus Bergerhoff in Cöln an der Spree bezeichnete Telleruhr ist um 1669 zu datieren. Sie wurde vom Berlin Museum 1964 im Antiquitätenhandel Wilhelm Weick Berlin (West) erworben. Telleruhren haben nicht direkt ein Gehäuse. Sie sind meistens reich verziert und mit Edelmetallen, selten auch mit Edelsteinen ausgestattet. Oft findet man auch malerische szenische Darstellungen im Zentrum des Zifferblattes. Dieses wird auch als Uhrenschild bezeichnet. Die flache tellerartige Formgebung erklärt den Namen. Frühe Telleruhren wurden mit einer Radunrast ausgestattet, nach 1680 findet man ein Vorderpendel, das vor dem Zifferblatt schwingt. Sowohl ein Schlagwerk, selten auch ein Weckwerk sind vorhanden. Durch ihre einfache Aufhängung waren sie besonders im 17. Jahrhundert sehr beliebt. Zu einer Telleruhr gehörte vielfach auch ein verzierter Wandhaken. Die ältesten Telleruhren mit ihrer kostbaren teilweise in Silber getriebenen Zierde zeigen die handwerkliche Zusammenarbeit von Uhrmachern, Ziseleuren, Graveuren und Goldschmieden.
Im Mittelfeld des Zifferblattes befindet sich eine gravierte Darstellung: Im Vordergrund ist eine männliche Figur am Ufer stehend von hinten zu sehen, die einen Fisch in der linken Hand hält, rechts daneben befindet sich ein laufender Hund, der in der Schnauze einen kleinen Fisch davon trägt. Unter ihm liegt ein weiterer Fisch zwischen Grasbüscheln auf dem Boden. Auf dem Wasser in der Ferne ein dreimastiges Segelboot, das voll im Wind steht, scheint sich nach rechts fortzubewegen. Mehr im Vordergrund sind zwei Ruderboote, mit je einer Person darin, zu sehen. In den Wolken über dem Wasser kreisen Möwen. Da Bergerhoff aus Hamburg stammte, wäre es durchaus möglich, dass das Motiv des Fischfangs und die Weite des Meeres auf seine Herkunft deuten. (Marina de Fümel)

Beschriftung/Aufschrift

Auf dem Uhrwerk: Nicolaus Bergerhoff in Cöln an der Spree

Material/Technik

Messing, Stahl; Gravur, Feuervergoldung

Maße

Höhe 26,5 cm, Breite 17,0 cm

Ausführliche Beschreibung

Die schlichte Telleruhr aus feuervergoldetem Messing besitzt nur einen Zeiger. Der Ziffernring mit römischen Zahlen, die mit Asphalt (Gravurkitt) ausgelegt wurden, weist eine Minuterie auf, die zwischen den Zahlen nach 2,5 Minuten eine stilisierte Lilie zeigt, um ein besseres Ablesen der Zeit zu ermöglichen.
Oberhalb bei der "XII" ist ein Ring zum Aufhängen der Uhr montiert. Die gravierten Delphine wurden gleichzeitig mit dem Zifferblatt ausgesägt. Die Schwanzflossen der Delphine lehnen sich an eine floral nach oben baumartige Scheibe, die durch einen Bolzen einen Bügel hält, der wiederum eine Art Pendant mit dem Ring trägt. Das kleine runde Werk mit Kurzpendel zeigt auf der Rückplatine die schwungvoll gravierte Signatur: "Nicolaus Bergerhoff in Cöln an der Spree". Das Uhrwerk ist in einer Kapsel mit Tür untergebracht, so dass es vor Staub geschützt ist. Auf der Zifferblattrückseite sind zwei Pfeiler aufgenietet, die das Werk durch Stifte tragen. Die Kapsel ist ebenfalls aus Messing gearbeitet und wurde auf das Zifferblatt hinten mit 2 Schrauben durch Laschen befestigt.
Das runde Uhrwerk ist ausgestattet mit einer Spindelhemmung, Federzug mit Schnecke und Kette und hat einen Durchmesser von 6,87 cm. Das Pendel mit seiner kleinen verschiebbaren Pendellinse zur Regulierung hat eine Länge von 14,4 cm. Das Zifferblatt ist trotz der Gravur sehr schlicht gehalten und hat einen Durchmesser von 16,5 cm. Süddeutsche Arbeiten aus der Zeit sind reich getrieben und verziert. Das Uhrwerk hingegen ist ungewöhnlich reich verziert am Kloben für die Spindel und am Gesperr, das gebläut wurde in A-Jour mit Blattranken und Blüten. Auch die Werkpfeiler mit einer Höhe von 2,5 cm sind balusterartig gearbeitet. Der Zeiger ist typisch für seine Zeit, Messing ausgesägt und feuervergoldet wie auch die Rückplatine. Diese Form findet man häufig an Taschenuhren. Hier zeigt sich, dass Bergerhoff Kleinuhrmacher war, denn das Uhrwerk entspricht eher dem einer Karossenuhr. Etwa ab 1700 wird der Minutenzeiger eingeführt. Die Minuterie an Bergerhoffs Uhr zählt 48 Striche in einer Stunde. Mit Einführung des Minutenzeigers werden genau 60 Striche notwendig. Der Aufzug und die Zeigerstellung erfolgen von hinten am Uhrwerk. Zwei Reparaturzeichen auf der Zifferblattrückseite zeugen vom langen Gebrauch der Uhr. Auch ist sie als Wertobjekt betrachtet worden. Eine Telleruhr im Mathematisch-Physikalischen Salon Dresden hat ein ähnliches rundes Uhrwerk mit fast identischem Kloben in einer fast identischen Kapsel und ist mit einer Radunrast ausgestattet. Schwungvoll signiert mit Martinus Hyllius (Martin Hiller) Dresden, datiert ca. 1660. Es ist zu vermuten, dass Bergerhoff die Uhr ursprünglich auch mit einer Radunrast ausgestattet hatte und das Pendel eine spätere Änderung ist. Das erklärt auch, warum hier kein Vorderpendel verwendet wurde.
Im ältesten Bürgerbuch Berlins wird Bergerhoff wie folgt erwähnt: 1669 „Bergerhof, Niclas Kleinuhrmacher, Hamburg, 5 tlr, wil auch den ledern eimer schaffen, Mai 17.“. Mit dem Bürgerrecht erhielt er gleichzeitig die Meisterwürde.
Im Uhreninventar der Berliner Kunstkammer, 1688 und um 1693 im Vergleich wird unter der Nummer 42. "Noch eine schlagende Perpendicul Uhr, so Berghoff (1688) bzw. Berckhoff (1693) gemacht" erwähnt. Es wird sich wohl um Nicolaus Bergerhoff handeln. (Marina de Fümel)

Literatur

  • Basserman-Jordan, Ernst von (1969): Uhren. Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber. Überarbeitet von Hans von Bertele (= Bibliothek für Kunst- und Antiquitätenfreunde; 7). Braunschweig, S. 202
  • Gebhardt, Peter von (Hrsg.) (1927): Das älteste Berliner Bürgerbuch 1453–1700 (= Quellen und Forschungen zur Geschichte Berlins; 1). Berlin, S. 232
  • Kiesant, Silke (2013): Prunkuhren am brandenburgisch-preußischen Hof im 18. Jahrhundert. Mit einem Katalog ausgewählter Uhren Friedrichs II. und Friedrich Wilhelms II. von Preußen. Petersberg, S. 196
  • König, Gerhard (1988): Uhren und Uhrmacherei in Berlin 1450–1900 (= Miniaturen zur Geschichte, Kultur und Denkmalpflege Berlins; 24). Berlin, S. 67
  • König, Gerhard (1991): Die Uhr. Geschichte – Technik – Stil. Berlin, Leipzig, S. 103, 239
Karte
Hergestellt Hergestellt
1669
Bergerhoff, Nicolaus
Berlin
Verkauft Verkauft
1964
Wilhelm Weick (Antiquitätenhandel)
Berlin
1668 1966
Stiftung Stadtmuseum Berlin

Objekt aus: Stiftung Stadtmuseum Berlin

Die Stiftung Stadtmuseum Berlin (Landesmuseum für Kultur und Geschichte Berlins) betreibt in Berlin mehrere landeskundliche und historische Museen....

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