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Corpus Inscriptionum Latinarum CIL Codices [Codex 64 (002–003)]
Notizbuch "Signacula" (Charles Descemet), Seiten 2 und 3 (Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL), Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) Public Domain Mark)
Herkunft/Rechte: Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL), Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) / Die Kulturgutscanner/MIK-CENTER GmbH (Public Domain Mark)
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Notizbuch "Signacula" (Charles Descemet), Seiten 2 und 3

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Beschreibung

Die linke Seite (Seite 2) bietet drei Zitate aus antiken Autoren und den Abrieb eines ägyptischen Siegels.

Seite 2, linke Spalte, 1. Position von oben: Drei Zitate aus antiken Autoren.
Transkription:
"Caseus Hetruscae signatus imagine Lunae | Praestabit pueris prandia mille tuis | (Mart. Epigr. 30 lib. XIII)"
"Obsignate cellas: referte anulum ad me. | (Plaut. Cas. act. 1, sc. 2"
"Fronti (servi) data Signa fugarum. | (Lep. . | (cf. de Poenis, cp. II.)"
Übersetzung und Erläuterung:
"Käse, der mit dem Bild der etruskischen Luna [d. h. des etruskischen Ortes Luna] gestempelt ist, wird deinen Jungen tausend Mahlzeiten bieten." (Martial, Epigrammata XIII, 30)
"Versiegelt die Vorratsräume! Bringt den (Siegel-)Ring zu mir zurück!" (Plautus, Casina, 2. Akt, 1. Szene [Descemet errore "act. 1, sc. 2"])
"die der Stirn (des Sklaven) gegebenen Zeichen seiner Fluchtversuche" (Columella, De agricultura X, 125) [d. h. die Brandmarkungen auf der Stirn eines Sklaven, pro Fluchtversuch ein "F" für "fugitivus”"(Entlaufener)]

Zusammengestellt worden sind diese drei Zitate offenbar unter dem Gesichtspunkt, daß sie alle eine Stempelung bzw. Siegelung oder sogar Brandmarkung erwähnen: eines Käses, wohl zum Herkunftsnachweis, von Wachs zur Versiegelung von Vorratsräumen, der Haut eines Sklaven als Bestrafung seines Fluchtversuchs.

Seite 2, rechte Spalte, 1. Position von oben: Ägyptisches Siegel, Abrieb.
Ein durchscheinender Zettel zeigt einen Abrieb eines ovalen Siegels, 3,3 cm x 4,5 cm. Der Zettel ist an seinem linken Rand aufgeklebt.
Beischrift unterhalb des eingeklebten Zettels:
"Sceau Egyptien en bronze: Mus. de la Propag(an)de."
4 Zeilen, die hinter dem eingeklebten Zettel mit einem bläulichen Stift geschrieben worden sind und nur schwach erkennbar sind:
"MER | ? | HOR [? oder HUR?] | NEB"
Erläuterung:
Mit dem "Mus. de la Propag(an)de" ist die Sammlung der "Sacra Congregatio de propaganda fide" gemeint, in der am Anfang des 19. Jahrhunderts ein Teil des "Museum Borgianum" in Velletri aufgegangen war. Der Sammler, der das "Museum Borgianum" zu einer international berühmten Sammlung gemacht hatte, Stefano Borgia (1731–1804), hatte in den Jahren 1770–1789 als "asecretis" der "Sacra Congregatio de propaganda fide" fungiert, und nach seinem Tode ging ein Teil seiner Sammlung an die "Sacra Congregatio de propaganda fide", wo Charles Descemet ihn gesehen hat. Die Sammlung der Congregazione di Propaganda Fide ist inzwischen in die Vatikanischen Sammlungen integriert worden, vor allem wohl in das Museo Etnologico Vaticano.

Die rechte Seite (Seite 3) bietet die ersten Einträge für lateinische Stempel in diesem Notizbuch. Deutlich erkennbar ist die alphabetische Ordnung, wobei – in der Regel – entweder der einzige Name für die Ordnung herangezogen wird oder aber der zweite Name oder dessen Abkürzung, also das römische Gentiliz (der Gentilname oder "Familienname").

Seite 3, linke Spalte, 1. Position von oben: Stempel, Abschrift.
4 Zeilen in einem Rahmen:
"= = A:AINDV | = = NO = IO | = = VMPEI | TIIC"
Notiz innerhalb des Rahmens:
"Victoria alata"
Beischrift:
"Mar. MS App. 87c"
Erläuterung:
"Mar. MS App. 87c" = Gaetano Marini, Cod. Vat. Lat. 9110, Appendix, Nr. 87c (Image 315/394 im verlinkten Digitalisat).

Seite 3, linke Spalte, 2. Position von oben: Stempel, Abschrift.
Ein durchscheinender Zettel zeigt eine Abschrift eines ungefähr dreieckigen Stempels. Der Zettel ist an seinem linken Rand aufgeklebt.
2 Zeilen und eine senkrechte Zeile in einem dreieckigen Rahmen, ähnlich einer dreieckigen Fahne, die nach links spitz ausläuft.
Obere Zeile:
"ANE" (in Ligatur) oder "VALE" (in Ligatur) (?) und das aus den Buchstaben Chi und Rho gebildete Christusmonogramm (retrograd)
Zweite Zeile:
"L R I" und retrograd die zwei Buchstaben "AE"
Senkrechte Zeile links davon (in der Spitze des Dreiecks):
"MA" (in Ligatur)
Beischrift:
"Mar. MS 7 in “Valeria.” | Parigi, Mus. di S. Genovietta, cl. du | Molinet, Cabin. de la Biblioth. Ste Gèneviève | tabl. 8, n. 5. | (I) Maurini N.T.D. t. IV p. 46: “leggono: Aelia. | (an Valerianae?)"
Erläuterung:
"Mar. MS 7" = Gaetano Marini, Cod. Vat. Lat. 9110, p. 157 Nr. 7 (Image 97/394 im verlinkten Digitalisat).
"Molinet ..." = Claude Du Molinet, Le Cabinet de la Bibliothèque Sainte-Geneviève. Divisé en deux parties …, Paris 1692, Tafel 8 Nr. V; S. 3.
Molinet bietet auf Tafel 8 unter der Nr. V eine Abbildung und auf S. 3 einen Kommentar dazu. Dort spricht Molinet von einem "cachet", d. h. einem Stempel, und liest den Namen als "Aelia Valria".
"Maurini N. T. D. t. IV …" = René Prosper Tassin – Charles François Toustain, Nouveau traité de diplomatique, tome IV, Paris: Guillaume Desprez 1759, S. 46. Die beiden Autoren gehörten den "mauristes" an, d. h. den Benediktinern der Congrégation de Saint-Maur, die mit der Person des Begründers der Wissenschaft der Diplomatik, Dom Jean Mabillon (1632–1707), verbunden ist und wo man sich auch nach Mabillon intensiv mit den historischen Wissenschaften befaßt hat. Wegen ihrer Zugehörigkeit zur Congrégation de Saint-Maur bezeichnet Charles Descemet die beiden Autoren als "Maurini" oder "i Maurini". Die Autoren lesen "Aeliae Valeriae" und sprechen sich explizit gegen die (von Molinet vorgeschlagene) Lesung als "Aelia Valria" aus.
Oscar Bohn hat den Stempel dann im Jahre 1906 auf Grundlage von Du Molinet und Tassin–Toustain im CIL als CIL XIII 10022, 299 ediert.

Seite 3, linke Spalte, 3. Position von oben: Stempel, Abschrift.
"T. ABVRI"
Beischrift rechts neben dem Stempel:
"Eclanese"
Beischrift unter dem Stempel:
"Guar. p. 67 | fuit Q. Abur” IIvir a. XP. 65, 66. –> Orelli 732.| C.I.L. IX 6083, 3."
Erläuterung:
"Guar. p. 67" = Raimondo Guarini, Alcuni suggelli antichi, Napoli 1834, p. 67, n. 95.
Anschließend weist Charles Descemet auf einen anderen Träger des Gentilnamnes Aburius hin, einen Quintus Aburius, der im Jahr 65/66 n. Chr. Duovir (einer von zwei Beamten) gewesen sei, und nennt als Quelle "Orelli 732" = Johann Kaspar von Orelli, Inscriptionum latinarum selectarum. Amplissima collectio ad illustrandam Romanae antiquitatis disciplinam accommodata I–II, Zürich 1828, Bd. I, S. 178–179 Nr. 732.
"C.I.L. IX 6083, 3" = CIL IX 6083, 3 aus Aeclanum (Mirabella Eclano).

Seite 3, linke Spalte, 4. Position von oben: Stempel, Abschrift.
"C. ACATI."
Beischrift:
"Mus. Mertens n. 2325."
Erläuterung:
"Mus. Mertens n. 2325" = J. M. Heberle, Catalogue des Collections laissées par Feu madame Mertens. Seconde Partie. Contenant les monuments de l’antiquité et les objets d’art et de curiosité du moyen âge et des temps modernes, Cologne 1859, Nr. 2325 (Image 107/180 im verlinkten Digitalisat).
In dem Titel "Mus. Mertens" findet sich die Nr. 2325 in einem Abschnitt, der überschrieben ist "Estampilles, les lettres à rebours et en relief, chaque piece avec ansette" (also "Stempel, Buchstaben retrograd und erhaben, jedes Stück mit einem kleinen Henkel bzw. Ring"; auf der vorangehenden Seite, beginnend mit Nr. 2278) und einen Bestandteil des Kapitels "VII. Bronzes" bildet. Dort wird also ausdrücklich ein Stempel aus Bronze behandelt, nicht nur ein Stempelabdruck. Während der Stempel selbst retrograd ist, wird im Stempelabdruck eine seitenrichtige Darstellung der Buchstaben erzeugt, und diese gibt Charles Descemet hier wieder.

Seite 3, linke Spalte, 5. Position von oben: Stempel, Abschrift und Abrieb.
Ein durchscheinender Zettel zeigt den Abrieb des Stempels, 5,74 cm x 2,23 cm. Der Zettel ist an seinem rechten Rand aufgeklebt. Hinter dem Zettel befindet sich die Abschrift des Stempels: "ABLABIORVM | MARC [hedera] TITI [hedera]".
Beischrift:
"M K [?] 1876"
Erläuterung:
Mit "M K" ist das Museum Kircherianum in Rom gemeint, und "1876" gibt vermutlich das Jahr an, in dem Charles Descemet das Museum besucht hat und den aufgeklebten Abrieb angefertigt hat.
Auf dem Abrieb des Stempels sind die Buchstaben retrograd. Descemet hat den Abrieb also vom Stempel, nicht von einem Stempelabdruck angefertigt. Hier – wie auch sonst in diesem Notizbuch – gibt die Abschrift aber den durch diesen Stempel entstehenden Stempelabdruck wieder, ist also nicht retrograd, sondern zeigt seitenrichtige Buchstaben.
Der Stempel wurde 1975 aus dem Nachlaß Heinrich Dressels als CIL XV 8040 ediert.


Seite 3, rechte Spalte, 1. Position von oben: Stempel, Abschrift.
"P ACCI | MERCVR", links daneben und kleiner: “VIV"
Beischriften:
"litt. inv. | Janss. Mus L. B. 345a, ex Mus. Corazzi. | (Acccia v. Paccia Gens?)"
Erläuterung:
"lit. inv." = litteris inversis (= retrograd geschrieben).
"Janss. mus. L. B. ..." = L. J. F. Janssen, Musei Lugduno-Batavi Inscriptiones Graecae et Latinae, Leuven 1842, S. 164 Nr. 345 (Image 172/202 im verlinkten Digitalisat).
Janssen spricht dort von einem Bronzesiegel, das dem Museum Corazzianum abgekauft worden sei, gibt die Maße an, entscheidet sich aber – anders als Ch. Descemet – für die Lesung PACCI: "a. PACCI MERCVRii (sic). | b. VIVas (sic). | Titulus a in annuli scuto; b in ipso annulo posito est."
Während die Buchstaben auf dem Siegelring retrograd geschrieben waren (“litteris inversis”), gibt Charles Descemet die Aufschrift so wieder, wie sie im Abdruck des Stempels erscheinen würde (seitenrichtig).

Seite 3, rechte Spalte, 2. Position von oben: Stempel, Abschrift.
"ACETI"
Beischrift:
"Mar. MS. 5: in Parigi. “leggosi: Acetii, — “o. A. Cetii.” [o simplicimente: ACETI.] | Maurini, Nuovo Tratt. di Diplomaz. II p. 26, n. 111 p. 589. | Montf. Suppl. III p. 75."
Erläuterung:
"Mar. MS 5" = Gaetano Marini, Cod. Vat. Lat. 9110, p. 157 Nr. 5 (Image 97/394 im verlinkten Digitalisat).
"Maurini, Nuovo Tratt. di Diplomaz. [?]…" = René Prosper Tassin – Charles François Toustain, Nouveau traité de diplomatique, tome II, Paris 1755, Tafel 26 = S. 586 [Abb. Nr. III]; § 111, S. 589 (images 661/794. 665/794 im verlinkten Digitalisat).
"Montf. Suppl. III p. 75" = Bernard de Montfaucon, Supplément au livre de l’antiquité expliquée et représentée en figures. Les habits et usages de la vie … III, [Paris] 1724, Tafel 65 zwischen den Seiten 174 und 175.
Der Stempel wurde 1975 aus dem Nachlaß Heinrich Dressels als CIL XV 8041 ediert.

Seite 3, rechte Spalte, 3. Position von oben: Stempel, Abschrift.
"ACH | OLI"
Beischrift:
"C.I.L. X, 8059,7 folium rep. p[ro]pe. Casertam."
Erläuterung:
Charles Descemet hat diesen Stempel aus CIL X 8059, 7, wo es heißt: "folium. Rep. inter Casertam et Maddaloni.", abgeschrieben.

Seite 3, rechte Spalte, 4. Position von oben: Stempel, Abschrift.
"AC.LIC | STABT"
Beischrift:
"Mar. Ms. 4 Velletri, Mus. Borgia. | —> AC.LIC"
Erläuterung:
"Mar. MS 4" = Gaetano Marini, Cod. Vat. Lat. 9110, p. 157 Nr. 4, wo es heißt: "Velletri nel Mus. Borgiano" (Image 97/394 im verlinkten Digitalisat).

Seite 3, rechte Spalte, 5. Position von oben: Stempel, Abschrift.
"P. ACILI | TALICII"
Beischrift:
"Momms. I. N. 6310, 4. Avellini, 1844. Inscrib. Monf. | C.I.L. X, 8059, 8"
Erläuterung:
"Momms. I. N. ..." = Theodor Mommsen, Inscriptiones Regni Neapolitani Latinae, Leipzig 1852, S. 358 Nr. 6310, 4 (Image 388/564 im verlinkten Digitalisat).
CIL X 8059, 8.

Seite 003, rechte Spalte, 6. Position von oben: Stempel, Abschrift.
"MACTINI | TARRACI"
Beischrift:
"Pog. 1. I. | Mus. di Parma"
Erläuterung:
Vittorio Poggi, Sigilli antichi Romani. Opera corredata da 11 tavole lithografiche, Torino – Firenze – Roma 1876, behandelte diesen Stempel, der sich im Museum von Parma befinde, auf Seite 19, Classe prima. Famiglie, Nr. 1, und zeigte eine Abbildung auf Tafel 1 Nr. 1 (Images 27/102 und 77/102 im verlinkten Digitalisat). V. Poggi interpretierte den Stempel als den eines M(arcus) Actinius Tarracius, bwz., weil "Actinius" eine verderbte Form von "Attinius" sei, als den eines M(arcus) Attinius Tarracius, dem Poggi damit zwei Gentilizien zuwies. Eugen Bormann hat den Stempel im Jahre 1901 im CIL als CIL XI 6712, 18 ediert. Heute wird der Stempel als der eines M(arcus) Actinius Tarraci(nensis), also eines aus Tarraco (modern: Tarragona) stammenden M. Actinius, aufgefaßt; das Siegel befindet sich heute im Museo Nazionale di Parma (Inv.-Nr. B 218), s. G. Cicala 2018, S. 579 (Abb.); 582–583 Nr. 8.

Material/Technik

Papier / Notizbuch (Handschrift)

Maße

Länge: 32 cm, Breite: 20,7 cm

Literatur

Karte
Verfasst Verfasst
1864
Charles Descemet
Rom
Besessen Besessen
1893
Heinrich Dressel
1863 1922
Corpus Inscriptionum Latinarum CIL

Objekt aus: Corpus Inscriptionum Latinarum CIL

Das Corpus Inscriptionum Latinarum CIL ist die umfassendste systematische Sammlung lateinischer Inschriften aus der römischen Antike. Inschriften...

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