Wenngleich Heiliger für seine kleinformatigen Skulpturen selten mit Modellen arbeitete, fertigte er für die Großskulpturen der 1980er und 1990er Jahre häufig Maquetten aus Pappe und Draht an, um die plastische Idee seinen Assistenten, deren Hilfe für die großen Arbeiten unerlässlich war, genauer zu vermitteln. Die Maquette war in der Regel nur eine grobe Skizze der Gesamtform und wurde zum Teil schon vor der Übertragung ins Großformat geändert und ergänzt. Heiliger ist nie mit einem festen gedanklichen Konzept ans Werk gegangen, sondern betrachtete die Ausführung einer Plastik oder Skulptur stets als integralen Teil des kreativen Prozesses.
Für die Eisenskulptur „Großer Bogen“, die heute als Leihgabe der Bernhard-Heiliger-Stiftung neben dem Alten Rathaus in Heiligers Geburtsstadt Stettin installiert ist, fertigte der Künstler insgesamt drei Entwurfsideen an, bis es zur finalen Ausführung kam. Während der erste Entwurf durch die Gegenüberstellung einer großen Kugel sowie einer langen, gebogenen Stange gekennzeichnet, fügt Heiliger im zweiten Entwurf weitere Formen hinzu, die neue Spannungen erzeugen. So überspannt ein großer Bogen eine Konstellation aus einer Winkelform, die auf der einen Seite durch eine Kugel und auf der anderen durch eine rechteckige Fläche mit einem daran befestigten oval gebogenen Draht abgeschlossen wird. Die abstrakte Konstruktion weckt Assoziation an Maschinenteile. Zwei Staffagegruppen unter und neben dem Bogen deuten zudem die geplante Größe der Skulptur an und zeigen, dass sie nicht nur durch ein Umschreiten, sondern auch ein durch ein Durchschreiten der Betrachtenden erfasst werden sollte.
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