Mit den 1970er Jahren setzt im Oeuvre von Bernhard Heiliger eine neue Schaffensphase ein, die durch die Verwendung von Eisen charakterisiert ist. Der damals 55jährige Künstler löst sich vom Material Bronze und dem damit verbundenen komplizierten formalen und technischen Umsetzungsprozess. Weder untersucht Heiliger den Werkstoff Eisen auf seine bekannten spezifischen Eigenarten hin, noch gilt der Raum fortan als in sich ruhend und statisch erfasst. Vielmehr versetzt er seine Skulpturen in eine Art Raum-Zeit-Kontinuum, das sich permanent verändert, je nach Position des Betrachters und dessen eigener Bewegung. Die räumliche Allseitigkeit der Skulptur und ihre Sockellosigkeit werden zu charakteristischen Kennzeichen. Die Konstruktionen berühren nur an ganz wenigen und oft kaum sichtbaren Punkten den Boden und verwandeln so die gewohnten Vorstellungen von Ponderation und Gravitation. Die plastischen Gefüge können durch vertikale, horizontale und diagonale Energielinien auf verschiedene außerhalb im Raum liegende Punkte ausgerichtet sein. Die einzelnen Elemente der Eisenplastiken sind durchgehend kontrapostisch angeordnet. Linie und Kugel, Fläche und Volumen sind gegeneinander aufgebaut und in ruhenden und dynamischen Energien spannungsvoll kombiniert. Aus dem Kontrast aus raumgraphischen und raumplastischen Elementen entsteht die Harmonie der Skulptur. Viele der Plastiken, insbesondere die kleineren, offenbaren sich als spontan ausbalancierte, equilibristisch entworfene Objekte. Anstelle der früheren mehrfach abgießbaren Bronzeplastik trat nun das unverwechselbare Unikat in seiner einheitlichen Patina des Rostes.
en