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Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Fotografische Sammlung des ehemaligen Instituts für Sexualwissenschaft [FSIFS-088_a] Archiv 2024-07-15 08:09:13 Vergleich

Fotografie, die den 19-jährigen P. zeigt (5)

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13Das Bild gehört zu einer Serie von Fotos, die von P. vermutlich im Rahmen der Beschreibung seines „Falls“ angefertigt wurden. 13Das Bild gehört zu einer Serie von Fotos, die von P. vermutlich im Rahmen der Beschreibung seines „Falls“ angefertigt wurden.
14Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld, der P. untersuchte, beschreibt ihn als eine Person, die „weibliches Benehmen, weiblichen Kehlkopf, dementsprechend hohe Stimmlage, weibliches Becken bei im übrigen männlicher Figur“ habe (Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel IX.). P. selbst habe ihn wissen lassen, dass er als „lästiger Ausländer" (ebd.) ausgewiesen worden sei, nachdem er häufig nachts im homosexuellen Milieu der Friedrichstraße unterwegs gewesen wäre. Auch habe er Hirschfeld wissen lassen, dass ihm einst ein Eierstock entnommen worden sei und eine seiner Brüste Milch abgesondert habe – eine Aussage, die Hirschfeld als Wunschvorstellung einschätzt (vgl. ebd.). 14Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld, der P. untersuchte, beschreibt ihn als eine Person, die „weibliches Benehmen, weiblichen Kehlkopf, dementsprechend hohe Stimmlage, weibliches Becken bei im übrigen männlicher Figur“ habe (Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel IX.). P. selbst habe ihn wissen lassen, dass er als „lästiger Ausländer" (ebd.) ausgewiesen worden sei, nachdem er häufig nachts im homosexuellen Milieu der Friedrichstraße unterwegs gewesen wäre. Auch habe er Hirschfeld wissen lassen, dass ihm einst ein Eierstock entnommen worden sei und eine seiner Brüste Milch abgesondert habe – eine Aussage, die Hirschfeld als Wunschvorstellung einschätzt (vgl. ebd.).
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16Ein Bild dieser Fotoserie von P. war Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die vermutlich zum ersten Mal 1922 auf der „Hundertjahrfeier deutscher Naturforscher und Ärzte“ in Leipzig und dann im Institut für Sexualwissenschaft gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts, Magnus Hirschfeld, wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern. 16Ein Bild dieser Fotoserie von P. war Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die vermutlich zum ersten Mal 1922 auf der „Hundertjahrfeier deutscher Naturforscher und Ärzte“ in Leipzig gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts Magnus Hirschfeld wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.
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18Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstigen körperlichen Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstigen seelischen Eigenschaften. 18Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstigen körperlichen Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstigen seelischen Eigenschaften.
19Mit diesem Konzept verlagerte Hirschfeld bereits 1907 das biologisch-genitale Geschlecht hin zu einem, das u. a. auch auf der erlebten Identität beruhte. Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher ging damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.19Mit diesem Konzept verlagerte Hirschfeld bereits 1907 das biologisch-genitale Geschlecht hin zu einem, das u. a. auch auf der erlebten Identität beruhte. Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher ging damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
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79Stand der Information: 2024-07-15 08:09:1379Stand der Information: 2024-07-09 14:12:47
80[CC0 @ Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft](https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)80[CC0 @ Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft](https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)
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Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Objekt aus: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e. V. (MHG) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin, der sich 1982 mit dem Ziel gegründet...

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