# Brustporträt von Madame Delait
[Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft](https://berlin.museum-digital.de/institution/61)
Sammlung: [Fotografische Sammlung des ehemaligen Instituts für Sexualwissenschaft](https://berlin.museum-digital.de/collection/1098)
Inventarnummer: FSIFS-093_c
Beschreibung
Schwarz-Weiß-Fotografie einer im Profil gezeichneten Frau, die vom Kopf bis zur Brust sichtbar ist. Sie trägt eine gemusterte Jacke, darunter einen hellen Rollkragenpullover. Sie ist vor einem neutralen Hintergrund abgebildet und blickt geradeaus.
Kontext:
Über Madame Delait schrieb der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld, dass sie 1867 in Lothringen geboren und „seit ihrem 20. Jahre glücklich, wenn auch kinderlos, verheiratet“ sei (vgl. Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel XIV).
Porträts wie das von Madame Delait wurden in der zeitgenössischen Literatur zumeist im Kontext sog. „Bartfrauen“ bzw. „Bartdamen“ abgebildet. Auch Magnus Hirschfeld nutzte Abbildungen von „bärtigen Frauen“ in seiner Publikation „Geschlechtsübergänge“ im Kapitel „Androtrichie. Feminae barbatae.“ Dort schreibt er: „Zu den häufigsten und augenfälligsten Geschlechtsübergängen gehören die der Behaarung, einem […] besonders wichtigen sekundären Geschlechtscharakter.
Um sich von der Häufigkeit des „Frauenbartes" eine Vorstellung zu machen, ist es nur nötig, die Annoncenteile der Zeitungen zu durchsehen. Ich sammelte einige Wochen die Inserate, in denen die Entfernung weiblicher Barte mittelst Elektrolyse, Enthaarungswassern, Depilatorien und anderen Methoden angepriesen wird und fand, daß sich in Berlin Dutzende von Personen diesem anscheinend recht einträglichen Erwerbszweig widmen.“ (vgl. Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel XIV)
Bilder von „Frauen mit Bärten“ waren Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die vermutlich zum ersten Mal 1922 auf der „Hundertjahrfeier deutscher Naturforscher und Ärzte“ in Leipzig gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts Magnus Hirschfeld wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.
Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstigen körperlichen Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstigen seelischen Eigenschaften.
Mit diesem Konzept verlagerte Hirschfeld bereits 1907 das biologisch-genitale Geschlecht hin zu einem, das u. a. auch auf der erlebten Identität beruhte. Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, R. (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher ging damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
Beschriftung/Aufschrift
Bildunterschrift in Hirschfeld: Geschlechtsübergänge: Androtrichie (feminae barbatae).
Bildunterschrift in Levy-Lenz: Hexenkessel der Liebe: Madame D., seit ihrem 20. Jahre glücklich, wenn auch kinderlos, verheiratet
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- Veröffentlicht ...
+ wer: [Magnus Hirschfeld (1868-1935)](https://berlin.museum-digital.de/people/262996)
+ wann: 1913
+ wo: [Leipzig](https://berlin.museum-digital.de/oak?ort_id=51)
- Veröffentlicht ...
+ wer: [Ludwig Levy-Lenz (1892-1966)](https://berlin.museum-digital.de/people/266058)
+ wann: 1931
+ wo: [Leipzig](https://berlin.museum-digital.de/oak?ort_id=51)
- Besessen ...
+ wer: [Institut für Sexualwissenschaft](https://berlin.museum-digital.de/people/263015)
+ wann: 1919-1933
+ wo: [Berlin-Tiergarten](https://berlin.museum-digital.de/oak?ort_id=739)
- Verschollen ...
+ wann: 1933
+ wo: [Berlin](https://berlin.museum-digital.de/oak?ort_id=61)
## Rezeption und Publikation
- Ludwig Levy-Lenz. 1931. Hexenkessel der Liebe. Ein Querschnitt durch Erscheinungsformen menschlichen Geschlechtslebens. Lykeion Kulturwissenschaftliche Verlagsgesellschaft. https://d-nb.info/580925463: 250
- Magnus Hirschfeld. 1913. Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen). Max Spohr.: Tafel XV.
## Literatur
- Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid. Das Institut für Sexualwissenschaft 1919–1933. Berlin
- Hirschfeld, Magnus (1913): Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen). Leipzig, Text vor Tafel XIV
## Schlagworte
- [Fotografie](https://berlin.museum-digital.de/tag/132)
- [Hirsutismus](https://berlin.museum-digital.de/tag/160330)
- [Medikalisierung](https://berlin.museum-digital.de/tag/159971)
- [Sexualdimorphismus](https://berlin.museum-digital.de/tag/5478)
- [Weiblicher Körper](https://berlin.museum-digital.de/tag/157577)
- [Zeichnung](https://berlin.museum-digital.de/tag/20970)
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Stand der Information: 2024-06-16 09:38:00
[CC0 @ Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft](https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)
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- https://berlin.museum-digital.de/data/berlin/images/61/131654-fsifs-093_c/brustportraet_von_madame_/brustportraet-von-madame-delait-131654-843049-3.jpg
- https://berlin.museum-digital.de/data/berlin/images/61/131654-fsifs-093_c/brustportraet_von_madame_/brustportraet-von-madame-delait-131654-099191.jpg
- https://berlin.museum-digital.de/data/berlin/images/61/131654-fsifs-093_c/brustportraet_von_madame_/brustportraet-von-madame-delait-131654-015579.jpg