Becher aus farblosem Glas, in Metallform gepresster zylindrischer Korpus auf achtpassigem, eingezogenem Standfuß mit gesteinelter Unterseite. Der Lippenrand ist abgesetzt. Die Wandung ist in sieben Facettenfelder unterteilt und wird oben und unten von erhabenen Bögen umspannt. Die achte Facette zeigt ein erhabenes Feld mit darin eingeglastem Pastenbildnis des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. (1770–1840).
Pasten, auch Inkrustation genannt, sind dünne Reliefporträts aus einer bei hoher Temperatur gebrannten Porzellanmasse, die eingeglast werden. Während der Hersteller dieser Paste die Familie Desprez in Paris war, lässt sich der Hersteller des Glases nicht ohne weiteres bestimmen. Sowohl in Hütten in Neuwelt, Böhmen, als auch in Zechlin wurde diese Desprez-Paste mit dem Bildnis des preußischen Königs in den 1830er Jahren eingeglast (Brožová, Harrachovské sklo, 1980, S. 65; Netzer, Von schönen und necessairen Künsten, 2017, Abb. 15). Wie das Musterbuch der Glashandlung Launay Hautin & Cie von 1840 zeigt, handelt es sich bei diesem Becher um ein Produkt der Manufaktur Baccarat (Taf. 2, Nr. 1051 B, "m. à diamants e feuilles, avec incrustati.). Formidentische Beispiele tragen u.a. die Bildnisse des Duc de Bordeaux als Kind, Königin Maria II. da Gloria sowie von Clemens August von Droste Vischering (Musée des Arts Décoratifs Paris, Inv. Nr. 27586; Pinto, Portuguese Glass Cameos, 1956, Abb. 3; Baumgärtner, Porträtgläser, 1981, Abb. 251, S. 184; Baumgärtner, Edles altes Glas, 1971, Kat. 262, S. 159). Das Bildnis geht auf den Medailleur und Bildhauer Leonhard Posch (1750–1831) zurück und war Vorlage für eine Medaille, die anlässlich des Besuchs des preußischen Königs in Paris 1914 geprägt wurde (Netzer, ebd., S. 75). Im Bestand der Stiftung Stadtmuseum befindet laut Susanne Netzer noch eine Kanne mit dem Bildnis Friedrich Wilhelms III. Dieser Becher konnte 1978 mit Mitteln der Deutschen Klassenlotterie im Kunsthandel angekauft werden. [Verena Wasmuth]
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