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Stiftung Stadtmuseum Berlin Uhrensammlung [KH 2001/12]
Isaak Ravené, Vasenuhr im Stil Louis XVI., um 1780, Inv. Nr. KH 2001/12 (Stiftung Stadtmuseum Berlin CC BY)
Herkunft/Rechte: Stiftung Stadtmuseum Berlin / Oliver Ziebe, Berlin (2020) (CC BY)
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Isaak Ravené, Vasenuhr im Stil Louis XVI., um 1780, Inv. Nr. KH 2001/12

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Beschreibung

Die außergewöhnliche Kaminuhr, an der alle Details in hoher Qualität gefertigt wurden, zeugt von der großartigen Fertigkeit der Berliner Künstler und Kunsthandwerker. Sie zählt zu den erstklassigen Luxuswaren, die Ende des 18. Jahrhunderts in Berlin gefertigt wurden. Um 1780 werden die vorzüglichen Arbeiten einiger künstlerischer Gelbgießer und Gürtler, darunter Ravené, gerühmt. Es hieß, ihre Kunstfertigkeit überträfe zuweilen die der Gold- und Silberschmiede. Auch das Uhrwerk zeugt von technischer Raffinesse, Geh- und Schlagwerk werden von nur einer Feder getrieben, denn das Gehäuse bietet wenig Platz für das Werk, das allen technischen Anforderungen gerecht werden musste. Hervorzuheben sind die in horizontaler Lage angelegten Ziffernringe, unten für die Stunden, darüber für die Minuten, die in Fünferschritten sich weiter bewegen. Um 1780 finden sich häufig Uhren, die von einem Säulenstumpf getragen werden, oft reich verziert mit Blättern und Blumengirlanden. Der französische Einfluss wird hier deutlich sichtbar.
Die Hugenotten-Familie Ravené kam nach dem Edikt von Potsdam (1685) um 1700 aus Lothringen (Metz) nach Berlin. Die später weit verzweigte Familie etablierte sich hier rasch. Ab etwa 1750 betrieb Pierre Ravené eine kleine Gelbgießerei und konnte sich schließlich in der Jägerstraße 55 ein eigenes Haus leisten. Dort soll die erfolgreiche Firmengeschichte der Ravenés ihren Anfang genommen haben. Am 20. August 1745 hatte er die in Prenzlau/Uckermark geborene Susanne Gossorgue geheiratet. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, die Söhne Isaak, Jacob und Jacques und die Tochter Marie Louise. Der älteste Sohn Isaak war Hof-Ziseleur, Doreur (Vergolder) und Fondeur (Gießer), später Obermeister der Innung und wurde vom König zum Akademischen Künstler ernannt. Sein Sohn David (1781-1843) wurde Gelbgießer und Bronzeur. 1797 wurde Pierre Ravené Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin. Sein drittgeborener Sohn Jacques (1757-1812) erlernte den Beruf eines Uhrmachers und erwarb den Titel eines Hofuhrmachers. Nach dem Tod seines Vaters Pierre Ravené (1798) wohnte er im oben genannten Elternhaus. 1801 wird er im Berliner Adressbuch als Uhrmacher erwähnt. Das Haus in der Jägerstr. 55 wird auch als Wohnsitz und Firmensitz weiterer Familienmitglieder der Ravenés bezeichnet. Man hatte alles unter einem Dach, den Uhrmacher, den Bronzeur, Vergolder, Gelbgießer und Ziseleur. Auch die später berühmte Eisenwarenhandlung hatte dort anfangs ihren Sitz. Die vor der Vergoldung des Gehäuses eingestempelte Signatur verweist auf den Hof-Ziseleur Isaak Ravené, der hier vielleicht mit dem Uhrmacher Jacques zusammengearbeitet hat. Spätere, vermutlich in Gemeinschaftsarbeit hergestellte Uhren werden nur mit „Ravené“ signiert. Erhalten sind auch Taschenuhren mit der Signatur „Ravené“. Da Jacques Ravené, der Uhrmacher, 1812 verstarb, ist anzunehmen, dass Uhren aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die häufig anzutreffen sind, die auch die Signatur tragen, wohl eingekauft unter ihrem Namen verkauft wurden. Der Name Ravené bedeutete Qualität.
Leider wissen wir nichts über die Geschichte dieser Uhr. Vermutlich gehörte sie einer großbürgerlichen Familie, oder sie zierte einen höfischen Raum. Viele Jahre wurde sie im Schloss Friedrichsfelde, einer ehemaligen Dependance des Stadtmuseums Berlin, ausgestellt. 1966 konnte sie durch eine Spende der Industriebank beim Kunsthaus Klewer vom Berlin-Museum erworben werden. (Marina de Fümel)

Beschriftung/Aufschrift

Signaturstempel auf der Rückseite der achteckigen Plinthe: „.I. RAVENÉ. .A. BERLIN.“

Vergleichsobjekte

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Inv. Nr. 135, Kontrolluhr, unbez., um 1840
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Inv. Nr. F 2008/14, Offiziersreiseuhr, auf dem Zifferblatt sign. "Ravené A BERLIN"
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Inv. Nr. V 52/82, Bodenstanduhr, bez. „Ravené A BERLIN“

Material/Technik

Gelbguss, Messing, Stahl, Emaille; Feuervergoldung, künstlich patiniert

Maße

Höhe 55 cm, Durchmesser 19 cm

Ausführliche Beschreibung

Auf einer achteckigen Plinthe, die von Kugelfüßen an den Ecken getragen wird, erhebt sich eine kannelierte Säule, die an der Basis von einem Lorbeerkranz umschlossen wird. Die Kanneluren sind mit Pfeifen in Form von knospenden Zweigen gefüllt. Halb bedeckt wird der Säulenstumpf von einem Tuchgehänge, das nach oben bewegt werden kann. Darunter befindet sich die Öffnung für den Aufzugsvierkant. Auf dem Säulenstumpf liegt eine quadratische Plinthe, die eine gedeckelte Urne mit drei Putten trägt. Zwei Putten, links und rechts auf dem Rand der Vase sitzend, halten den Deckel fest. Der Rand ist mit Akanthusblättern verziert. Der Fuß der Vase wird von einem Lorbeerkranz gebildet, darüber die Kuppa: Sie ist mit Blättern und Blüten nach oben hin bedeckt. Ein umlaufendes Tuchgehänge wird von Knoten unterteilt. Der Deckel wird von den beiden umlaufenden Zifferblättern für die Stunden (römische Zahlen) und die Minuten (arabische Zahlen) dargestellt, wobei die Minuten auf ovale und die Stunden in abgerundeten quadratischen Emailkartuschen aufgebracht wurden. Den Abschluss bildet ein auf einem Kissen liegender geflügelter Putto, der mit einem Stab auf die Uhrzeit hinweist. Bis auf den Säulenstumpf sind alle Teile feuervergoldet. Der Säulenstumpf mit seiner grünlich-braunen künstlichen Patina steht im wunderbaren Kontrast zu den reichlich vergoldeten Einzelteilen. Die Uhr mit ihrer Höhe von 55 cm und einem Durchmesser von 19 cm wiegt mehr als 10 kg. Es wurde also nicht mit Gelbguss gespart.
Das hochrechteckige Messing-Uhrwerk wurde hochkant in den Säulenstumpf eingebaut. Es besitzt eine Clementhemmung und ist mit einem Schlossscheibenschlagwerk mit Vollstundenschlag auf eine Bronzeglocke, die unter dem Werk am Boden der Uhr montiert wurde, ausgestattet. Es wurden Vollplatinen benutzt, die Platinenstärke ist 0,2 cm und die Pfeilerhöhe 4,5 cm. Die Zeigerreibung wird über das zweite Beisatzrad erzeugt. Das Pendel ist nicht original. Die Aufhängung erfolgt über eine Pendelfeder. Die Gangdauer beträgt 14 Tage. Das Zeigerwerk liegt horizontal zwischen den Zahlenringen und wird durch eine Achse, die vom Säulenstumpf bis in den Vasendeckel führt, gesteuert. Die Zahlenringe sind anstatt von Zeigern auf das Stundenrad bzw. auf das Viertelrohr montiert. Ein Vorsteckstift hält beide Zahlenringe in ihrer Position fest.
Die Uhr wurde 2013 in der Metallrestaurierungswerkstatt der Stiftung Stadtmuseum Berlin von der Autorin restauriert und ist funktionstüchtig. (Marina de Fümel)

Literatur

  • Ebert, Marlies (1998): Ebert, Marlies: Die Entwicklung der Firma Ravené 1775-1945, Typoskript. Berlin
  • Fümel, Marina de (2014): Vasenuhr. In: Franziska Nentwig (Hrsg.): ABC Berliner Luxusgüter, Feinste Waren aus dem 18. und 19. Jahrhundert (= Edition Stadtmuseum Berlin. Das Museum in der Tasche; 8), S. 74, S. 80
  • Lengellé, Henri-Gustave (1971–1972): Dictionnaire des horlogers français. Documentation réuni par Tardy, avec l'apport des travaux de Paul Brateau ... et de Robert Ardignac. 2 Bde. Paris, Bd. 2, S. 89
Karte
Hergestellt Hergestellt
1780
Isaak Ravené
Berlin
Hergestellt Hergestellt
1780
Ravené, Jacques
Berlin
Verkauft Verkauft
1966
Kunsthaus Klewer
Berlin
Restauriert Restauriert
2013
Fümel, Marina de
Berlin
1779 2015
Stiftung Stadtmuseum Berlin

Objekt aus: Stiftung Stadtmuseum Berlin

Die Stiftung Stadtmuseum Berlin (Landesmuseum für Kultur und Geschichte Berlins) betreibt in Berlin mehrere landeskundliche und historische Museen....

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