Das Gips-Original „Jäterin“ (Ährenleserin) zeigt eine vorgebeugte Frau bei der Feldarbeit. Mit der rechten Hand scheint sie etwas aufheben zu wollen, während der linke Arm nach hinten gestreckt ist um das Gleichgewicht zu halten. Der Titel der kleinen Plastik deutet darauf hin, dass die Frau Unkraut jätet oder liegen gebliebene Ähren nach dem Abtransport des geernteten Getreides aufsammelt – eine Arbeit, die vor allem niedere soziale Schichten durchführten.
Die kleine naturalistische Figur überzeugt durch ihre Dynamik der Armführung in Kombination mit dem sich bückenden Körper. Die „Jäterin“ war Teil einer Heiliger-Ausstellung in der Galerie Gerd Rosen, die im August 1945 als erster Ausstellungsraum für moderne und zeitgenössische Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin eröffnete. Im September 1946 wurden am Kurfürstendamm 215 insgesamt 17 Plastiken und fünf Zeichnungen von Heiliger präsentiert. Ein Bronzeguss der „Jäterin“ wurde 1948 von der Staatlichen Galerie Moritzburg in Halle erworben und war damit der erste Museumsankauf von einem Werk Heiligers nach dem Krieg.