Ein Flugblatt für die Veranstaltung "Roter Oktober Salon" in Dresden am 1. Juni 2003. Das Flugblatt wirbt die Tanzveranstaltung mit der Losung "Wilde Tanzmusik aus Russland und dem Wilden Osten". Abgebildet ist eine stilisierte Profil Lenins, der Kopfhörer trägt. Darunter steht die Schrift "Das Zentralkomitee tanzt".
Der Begriff "Russendisco" wurde häufig zur Bezeichnung von Diskotheken und Partys im kulturellen Umfeld junger Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion verwendet. Diese Veranstaltungen zeichneten sich dadurch aus, dass sie ausschließlich mit russischer Popmusik bespielt und mehrheitlich von jungen Russlanddeutschen besucht wurden. Sie wurden oft als Ausdruck einer "russischen" Parallelgesellschaft in Deutschland wahrgenommen.
Das bewusste Spiel mit deutschen Stereotypen über Russen gehörte bei diesen Tanzveranstaltungen zum Konzept. Auch für die Bewerbung der osteuropäischen Partys auf Plakaten und Flyern wurde auf gängige Stereotype zurückgegriffen. Die Gestaltung dieser Werbematerialien zeichnet sich durch einen spielerischen Umgang mit Sowjetsymbolen und Klischeebildern aus. Auch zeitpolitische Themen werden in der Gestaltung aufgenommen. Ihr Design erinnert an die so genannte SozArt, jene
Anfang der 197 0er Jahre in der Sowjetunion entstandene inoffizielle Kunstrichtung, die einen ironischen Umgang mit sowjetischen Symbolen pflegte, indem sie sie in einen entfremdeten Kontext stellte. Die SozArt wurde vorwiegend von einem westlichen Publikum rezipiert.