Vergleichsobjekte
Auktionshaus Lempertz, Köln, 16.5.2008, Los Nr. 757, sechseckige Tischuhr
Material/Technik
Messing, Stahl, Bronze, Silber, Holz, Leder, Glas; Feuervergoldung, Feuerversilberung, Gravur
Das sechseckige feuervergoldete Gehäuse (H: 9 cm; B: 14,5 cm) ruht auf sechs Harpyienfüßen. Die glatten Flächen am Mittelkorpus werden von sechs ovalen verglasten Fenstern dominiert. Nach oben erweitert sich die horizontale gravierte Fläche für den versilberten Ziffernring (D: 10,8 cm; B: 2,1 cm), der mit römischen Zahlen gestochen und mit Gravurkitt ausgelegt ist. Die Minuterie, die unter dem Stundenring liegt, ist mit 48 Strichen markiert, jeweils zwischen den Stundenzahlen wird die halbe Stunde durch eine stilisierte Blüte hervorgehoben. In der Mitte die Weckscheibe (D: 6,5 cm), die durch einen kleinen Knopf bewegt werden kann, genau gegenüber ist die Spitze eines Weckzeigers fest auf der Weckscheibe als stilisierte Lilie montiert. Die Uhr besitzt nur einen gebläuten Stahlzeiger, was die Minuterie mit nur 48 Strichen erklärt. Um 1700 wird der Minutenzeiger eingeführt. Bei Uhren mit nur einem Zeiger konnte mehrfach eine Minuterie mit 48 Strichen beobachtet werden. Es muss demnach eine „Vorschrift“ gegeben haben, wie ein Zifferblatt zu gestalten war. Die Flächen um den Zahlenring sind mit Blüten und Blättern graviert.
Das Uhrwerk, das durch die große Bronzeglocke (D: 7,8 cm), die mit einem Bügel auf die kreisrunde Öffnung der Bodenplatte montiert ist, und durch ein Scharnier als Tür mit einem Riegel verschlossen wird, ist ebenfalls feuervergoldet. Die Werkpfeiler sind balusterartig gearbeitet. Das Werk besitzt eine Radunruh (D: 4,5 cm) mit Spindelgang, Schnecke und Kette für das Gehwerk, ein Schlossscheibenschlagwerk mit Halbstundenschlag auf die große Bronzeglocke und ein Weckwerk, das mit seinem großen beidseitigen Hammer auf die Seiten der Glocke schlägt. Die Federhäuser für das Schlag- und Weckwerk sind feststehend. Besonders schön in A-jour hergestellt und reich graviert sind der Unruhkloben, der vergoldete Hammerkopf für das Schlagwerk, die Schlossscheibe, die eine Skalierung für die Schlagdauer und einen Zeiger zur Anzeige besitzt, und der Kloben für den Weckwerkshammer. Die runde Regulierscheibe für die Radunruh ist in Silber gearbeitet und besitzt eine Skalierung von 1-8 und darüber eine Strichmarkierung zur Feinregulierung. Zum Aufziehen musste die Uhr von unten geöffnet werden. Drei Aufzugsvierkante und ein Vierkant für die Vorspannung der Gehwerksfeder sind vorhanden. Der noch vorhandene Originalschlüssel wurde am Griff fein in A-jour ausgearbeitet, oben mit einem Vierkant ausgestattet, um den Zeiger stellen zu können.
Alle sichtbaren Stahlteile sind oberflächlich als Blätter modelliert und gebläut. Der Kontrast zwischen dem leuchtenden Azurblau der Stahlteile und der Feuervergoldung der Kloben und der Platine unterstreichen die hohe Qualität und den Anspruch Albrechts an diese. Seine Signatur „David Nicolaus Albrecht A Berlin“ ist schwungvoll links und rechts neben der Schlossscheibe gestochen.
Das originale sechseckige Etui, das aus Holz gefertigt und innen und außen mit Leder bezogen wurde, besteht aus zwei Teilen, die durch ein Scharnier verbunden sind. Im Deckel ist eine runde Glasscheibe eingelassen, die immer den Blick auf die Uhrzeit frei gibt. Ein Schloss mit Schlossblechen, die auf den Korpus gegenüber vom Scharnier genagelt wurden, erlaubt ein Abschließen des Etuis. Die Tischuhr mit ihrem Etui konnte mit auf Reisen genommen werden und wird allen Ansprüchen einer Reiseuhr gerecht. (Marina de Fümel)