Kolorierte Lithographie, wahrscheinlich von Friedrich Bils (1801-1853), nach 1845
Der Künstler kam 1833 aus Berlin und Frankfurt (Oder) nach Königsberg "und hat hier eine Fülle von Motiven und Ereignissen zeichnerisch festgehalten, die als Lithographie weite Verbreitung fanden" (Meyer-Bremen/Barfod, S. 8)
Die Altstädtische Kirche St. Nikolai, von der das Blatt eine perspektivische Innenansicht zum Chor nach ihrer Vollendung 1845 zeigt, war die bedeutendste Stadtpfarrkirche in Königsberg, sie befand sich in der Altstadt nordöstlich unweit des Schlosses. Hier wurde die erste Predigt der Reformation in Ostpreußen gehalten. Wegen Baufälligkeit wurde der mittelalterliche Bau 1826 abgetragen und 1838 bis 1845 der hier gezeigte Neubau errichtet. Die ursprünglichen Entwürfe von Karl Friedrich Schinkel, der bereits 1841 starb, wurden aus Kostengründen verändert. Nach starken Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche abgetragen.
Rückseite handschriftlich (wohl von der Vorbesitzerin Krieg-Büsche): "Altstädtische / Kirche in / Königsberg i. Pr. (geht auf / Schinkel / zurück. // Meine Konfirmations- / Kirche".
Schenkung aus Berliner Privatbesitz 2020.
Literatur: Eva Börsch-Supan unter Mitw. von Zofia Ostrowska-Kębłowska: Die Provinzen Ost- und Westpreußen und Großherzogtum Posen (Karl Friedrich Schinkel. Lebenswerk, Bd. 18). München/Berlin 2003, S. 497-520, hier S. 520; vgl. S. 511 Abb. 458: S/W-Abb. eines weiteren Exemplars (im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg). - Eva Börsch-Supan: Die Entwurfsgeschichte von Schinkels Altstädtischer Kirche in Königsberg. In: Von Schinkel bis van de Velde. Architektur- und Kunstgeschichtliche Beiträge vom Klassizismus bis zum Jugendstil. Festschrift für Dieter Dolgner zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Angela Dolgner, Leonhard Helten u. Gotthard Voß. Dößel 2005, S. 99-112. (m. Abb. der hier vorliegenden Ansicht Taf. V.) - Vgl. über Friedrich Bils: Rudolf Meyer-Bremen, Jörn Barfod: Frühe Ansichten Ost- und Westpreußens im Steindruck. Ausstellung im Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg. Husum 2001.