Bei dem gezeigten Bruchstück handelt es sich um ein Teil eines Kapitells, das bei Bauarbeiten im Park am Weißen See im Berliner Ortsteil Weißensee gefunden worden ist.
Deutlich erkennt man den Rest einer Volute, wie sie für ein ionisches Säulenkapitell charakteristisch ist.
Vermutlich gehörte das Fragment zu einer Säule am oder im Schloss Weißensee, womit es aus der Erbauungszeit 1859 stammt.
Carl Gottlob von Nüßler (1700-1776) erbaute Mitte des 18. Jahrhunderts am Südufer des Sees ein Herrenhaus, einen einstöckigen Bau mit Mansardendach.
Im Jahre 1859 ließ F. W. Lüdersdorff an der Stelle des Gutshauses ein schlossartiges Gebäude errichten. Es besaß einen zweigeschossigen, langgestreckten Mitteltrakt, der beidseitig von je einem rechteckigen Turm abgeschlossen wurde. Durch die Außengestaltung unter Verwendung von Stuck, Kapitellen und Gesimsbändern erschien die Außenfassade geradezu luxuriös.
1874 eröffnete der Berliner Besitzer Fritz Kretschmer im Gebäude ein Restaurant.
Bereits seit 1873 war Weißensee mit dem Pferdeomnibus zu erreichen und im Jahre 1875 an die Ringbahn angeschlossen; 1876 wurde der Pferdeomnibus durch die Pferdebahn ersetzt.
Im Jahre 1880 erwarb der Kaufmann und Restaurateur J. Sternecker das "Schloss Weißensee" und einen Teil des Parks und eröffnete dort einen Vergnügungspark, das "Welt - Etablissement Schloss Weissensee", welches sich in den Folgejahren großer Beliebtheit erfreuten sollte. 1897 musste Sternecker verkaufen und das Etablissement erlebte in der Folgezeit mehrere unterschiedliche Besitzer. Im Jahre 1908 erwarb die Gemeinde Weißensee das Schloss, den Schlossberg sowie die Seepromenade und legte einen zusammenhängenden Volks- und Bürgerpark mit Schloss-Restaurant, Gemeindebadeanstalt, Spielplätzen, Liegewiese und Planschbecken an.
Ab November 1915 waren im "Schloss Weißensee" zwei Kompanien des Reserve-Regiments einquartiert.
Bei der Räumung des Gebäudes am 21. Februar 1919 verbrannten die abziehenden Soldaten ihre Strohsäcke. Das Feuer griff auf das Schloss und umliegende Gebäude über und zerstörte diese.
Heute erinnern oberhalb der Seeterrasse zwei Reihen gepflanzter Bäume an den ehemaligen Standort des Schlosses.