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Wandzeitung zur Silvesterfeier der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, DDR

Museum Berlin-Karlshorst Sammlung Objekte 1945-1994 [210155]
210155 (Museum Berlin-Karlshorst CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum Berlin-Karlshorst / MBK (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Eine handgefertigte karikaturistische Wandzeitung zur Silvesterfeier der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD). Die Zeitung entsteht aus den Hinterlassenschaften der russischen Truppen, Datierung: sehr wahrscheinlich Silvester 1990.
Diese recht große (61,6 cm x 85,5 cm) Silvester-Wandzeitung wurde nach dem Abzug der russischen Streitkräfte 1994 in verlassenen Kasernen in Wünsdorf gefunden und 2011 vom Museum Berlin-Karlshorst für unsere GSSD-Sammlung gekauft.
In einem verschneiten Wald unter einem Tannenbaum in der Mitte liegt in ein roter Sack mit Weihnachtsgeschenken und der Aufschrift „Alles Gute zum Neujahr“. Rechts davon steht ein sowjetischer Offizier vor einem altmodischen Diensttelefon auf einem kleinen Holztischchen mitten im Schnee und schreit verzweifelt in den Hörer: „Haaalo! Kann irgendjemand mich überhaupt hören?“ Aber das abgeschnittene Telefonkabel hängt auf dem Baum… Links davon verschwindet im Wald ein Weihnachtsmann, Väterchen Frost (Ded Moroz) auf Russisch genannt, mit einer Telefonkabeltrommel auf seinem Rücken statt eines Sackes mit Geschenken.
Eine sowjetische Wandzeitung (russ. Stengazeta) war eine Collage aus Zeitungsausschnitten, Amateurmalerei, Gedichten, handgeschriebenen Informations- und Glückwunschtexten. Sie wurden auf dem sogenannten Whatmann-Zeichenpapier angefertigt, einem weißen, hochwertigem Papier ohne ausgeprägte Textur. Gewöhnlich waren Wandzeitungen Feiertagen oder aktuellen Ereignissen gewidmet und erfüllten zu Sowjetzeiten vor allem eine ideologische Funktion.
In den sowjetischen Streitkräften wurden sie „Kampflugblätter“ genannt. Sie waren während des 2. Weltkrieges weit verbreitet und sollten die Ereignisse an der Front und an der Heimatfront widerspiegeln. Den Hauptteil nahmen ebenfalls wie in den zivilen Wandzeitungen kleine Notizen ein, daneben gab es kurze Aufforderungen, Gedichte, Zeichnungen und Karikaturen. Warum malte aber der unbekannte Angehörige der russischen Streitkräfte dieses eindeutig selbstironische Bild statt eines traditionellen Zeichnung von einem Schneemädchen, Waldtieren oder wenigstens einem Weihnachtsmann auf einer sowjetischen Rakete im Weltall? Warum wurde diese merkwürdige Wandzeitung überhaupt zugelassen und was sollte sie bedeuten?
Eine Antwort auf all diese Fragen finden wir in den Memoiren von Otto Freiherr Grote „Die Westgruppe verlässt Deutschland. Der Abzug aus der Perspektive des Chefs des Stabes des Verbindungskommandos zur WGT“, die im Ausstellungskatalog „Der Abzug. Die letzten Jahre der russischen Truppen in Deutschland“ erschienen ist:
„Zu den Problembereichen gehörte zunächst auch die katastrophale Fernmeldelage: Während die Telefonverbindungen innerhalb des Beitrittsgebiets im Allgemeinen ausreichten, war von Strausberg aus das Westnetz in den ersten – entscheidenden – Wochen fast unerreichbar. Ein Mobilfunknetz gab es ja vor Ort noch nicht. So konnten wir das BMVg manchmal tagelang nicht erreichen, geschweige denn das Auswärtige Amt (AA) oder das Bundeskanzleramt. Die WGT und ihre Truppenteile machten sich selbst unerreichbar, indem sie, aus Furcht vor Lauschangriffen fremder Nachrichtendienste, alle Verbindungen zu deutschen Fernmeldenetzen trennten.“
Diese Silvester-Wandzeitung ist eine für die sowjetischen Streitkräfte sehr seltene Selbstironie auf die aktuelle Situation mit den Telefonverbindungen in Wünsdorf nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 und damit auch ein wichtiges Zeitdokument.

Material/Technik

Papier / handgefertigt

Maße

Höhe: 61,6 cm, Breite: 85,5 cm

Museum Berlin-Karlshorst

Objekt aus: Museum Berlin-Karlshorst

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