Kleiner Spitzkelch aus farblosem Glas mit vielen kleinen Luftblaseneinschlüssen. Leicht ansteigender Scheibenfuß, massiver, sich konisch weitender Schaft mit einer länglichen und fünf runden eingestochenen Luftblasen, nahtlos anschließend die Kuppa. Auf der Kuppawandung in Mattschnitt eine von zwei Löwen getragene Brezel über einem Laib Brot, das Zunftzeichen eines Bäckers, darüber eine Krone. Auf der gegenüberliegenden Seite das Monogramm "MDW", den Mündungsrand ziert ein Wellenband.
Aus diesen weit verbreiteten Gläsern trank man Schnaps. Bei dem Spitzkelch, auch Fußbecher genannt, handelt sich vermutlich um eine Auftragsarbeit aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die ursprünglich aus einem größeren Satz bestand. Ein nicht identifizierter Bäckermeister ließ seine Initialen "MDW" mit dem sprechenden Zunftzeichen schneiden, um seinen sozialen Status zum Ausdruck zu bringen. Der Hersteller lässt sich nicht ohne Vorbehalte ausmachen. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Produkt der Zechliner Glashütte, die unter anderem das Privileg für feines Kristallglas innehatte und mehrere Glasschneider beschäftigte. Weil es sich bei der Glasmasse aber um einfaches Kreideglas handelt, ist ebenso denkbar, dass der Kelch aus Tornow, Globsow oder Marienwalde stammt. Ebenfalls möglich ist, dass ein in Berlin ansässiger Glasschneider ein unveredeltes Rohglas dekorierte. Das Kelchglas gehört zum Altbestand des Museums. [Verena Wasmuth]
