Ansichtskarte mit zwei braunen chromolithographischen Ansichten, rechts über dem Textfeld betitelt "Gruss aus Neu-Seegefeld". – Oben, über die gesamte Kartenbreite: "Gasthaus Deutscher Reichsadler." (Schrägansicht mit drei Nachbarhäusern im Hintergrund und der von Pferdefuhrwerken und Radfahrern befahrenen Straße). – Unten links: "Bahnhof" (Schrägansicht des Bahnhofsgebäudes mit Bahnsteig über die Gleise, auf denen von links ein Zug mit Dampflokomotive heranfährt). – Am linken Rand: "Verlag v. A Hamann Neu Seegefeld Telephon 22 / Wilh Berger Berlin N."
Rechts unten Textfeld, mit Bleistift beschrieben, den vorgedruckten Gruss" (siehe oben) fortsetzend: "d[en]. 16/4 06 / Liebes Frl. Fritzi! / Nach einer netten Partie nach Finkenkrug, Brieselang, Falkenhagen, Seegefeld warte ich hier auf einen Zug nach Berlin und sende Ihnen die [Fortsetzung am rechten Rand:] die herzl. Grüße Ihr [Fortsetzung am oberen Rand:] Otto Hohle. Viele Grüße Ihren w. Eltern, Frl Schwester u. Herrn Bruder". Im oberen Bild zwei Unterschriften-Grüße weiterer Personen, rechts "Herz. Gruß Ihr Johann Fritz[?]", links "Werner"[?].
Anschriftenseite mit ganzseitigem grünem Linienvordruck, links oben betitelt "Carte Postale. / [...] des "Weltpostverein. / [...]". Frankiert mit grauer 2-Pfennig-Germania-Briefmarke "DEUTSCHES REICH", abgestempelt "BERLIN S.W. 17.4.06 6-7.V." Links daneben Stempel des Empfängerpostamtes "Bestellt vom Postamte 57 / 17 4. 06 / 9 1/4-10 1/2V". – Mit Bleistift beschriftet: Adressiert an "Frl. Fritzi Höhr / Berlin W. 57. / Culm Str. 24." Links unten beschrieben: "Jetzt sitzen wir hier beim Abendbrot bei Studemann Schützen Str. (Alte Weißbierkneipe.) Es ist hier doch besser als in Seegefeld, wo man noch nicht einmal eine 5 d [Pfennig] Briefmarke auftreiben kann. / Wann werde ich Gelegenheit haben, von Ihnen den Troubadour" [Troubadour unterstrichen] zu bekommen. Hoffentlich bald. Hzl. Gruß Ihr Otto H." Oben links ein Nachsatz: "Wir sind die echtesten Patrioten. Zuerst waren wir im Restaurant 'Deutscher Kaiser', dann zum 'Kronprinzen', dann 'Deutscher Reichsadler' u.s.w."
Die Adressatin hieß eigentlich Frieda Höhr und wurde am 10. Februar 1889 in Berlin als Tochter des Magistratssekretärs Adolf Höhr und dessen Frau Auguste Emma Emilie geb. Jacoby geboren. 1911 heiratete sie den Kaufmann Hans Lang. Quelle: Heiratsurkunde (Landesarchiv Berlin, Standesamt Berlin IV A, Reg.-Nr. B 896/1911).
Die 1904 gegründete Kolonie Neu Seegefeld gehörte zum Gutsbezirk Seegefeld, der 1927 mit der (1923 durch Fusion der Landgemeinden Falkenhagen und Seegefeld entstandenen) Landgemeinde Falkensee (seit 1961 Stadt) vereinigt wurde.