Hier könnte es sich um einen Typus handeln, den Schaefer mehr als einmal gezeichnet hat. Mit seinem kurzen Vollbart, dem großen Mund mit wulstigen Lippen, der lückenhaften Zahnreihe, fleischiger Nase und großen dunklen Augen unter schweren Lidern ähnelt er dem rassistischen Bild des Juden aus der Nazipropaganda. Das Gesicht zum Himmel gedreht, den Mund aufgerissen, scheint der Kopf fast aus dem in mehreren dünnen Strichlagen gezeichneten Hals herauszuschießen. Ob ein Schrei oder ein Klagegesang diesen Menschen erschüttert, bleibt unklar. Seine Fäuste mit ausgestreckten Zeigefingern scheinen etwas aufzuzählen. In jedem Fall ist Schaefer hier ein eindrückliches Porträt einer Elendsfigur aus der entbehrungsreichen Zeit nach Kriegsende gelungen.
In Ausstellung:
Ich habe immer weitergezeichnet
Zeichnungen und Aquarelle aus acht Jahrzehnten von Egmont Schaefer, Willy-Brandt-Haus, 2002
Der Zeichner Egmont Schaefer, Berlinische Galerie, 2008