Die Folgen des Zweiten Weltkrieges waren tiefgreifend und reichen bis in unsere Gegenwart hinein. Während die materiellen Schäden nach und nach behoben wurden, beeinflussen die individuellen und politischen Auswirkungen des Krieges die Menschen und Gesellschaften bis heute. Die bedeutsamste politische Folge war die Teilung Europas, die erst nach mehr als vier Jahrzehnten überwunden wurde. Die Kriegserfahrungen prägten nachhaltig das Leben der Beteiligten und ihrer Familien. Dabei unterscheiden sich die persönlichen Erinnerungen oftmals von der offiziellen Erinnerung, die in Deutschland und in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion bis heute deutlich voneinander abweicht.
Dauerausstellung Kapitel 10: Kriegsfolgen und Erinnerung
Der Schwerkriegsbeschädigtenausweis von Heinrich Ervens. Der Inhaber des Ausweises erhielt verschiedene Vergünstigungen. Dazu gehörten die unentgeltliche Beförderung im öffentlichen Nahverkehr und Preisermäßigungen bei kulturellen Veranstaltungen, aber auch die bevorzugte Abfertigung bei Behörden.
Am 5. Juni 1945 unterzeichneten die Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen der vier Siegermächte die sogenannte Berliner Deklaration. Deutschland wurde in vier Besatzungszonen aufgeteilt, in denen die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion jeweils die oberste Regierungsgewalt übernahmen. Die vormals deutschen Gebiete östlich von Oder und Neiße kamen unter polnische und sowjetische Verwaltung. Die in vier Sektoren aufgeteilte Stadt Berlin erhielt einen Sonderstatus. Fragen, die Deutschland als Ganzes betrafen, entschied der Alliierte Kontrollrat. Der Viermächte-Status wurde formal erst 1990 aufgehoben.
Der Handwagen war ein wichtiger Transportmittel für die Personen, die wegen der Krieg und deren Folgen flüchten mussten. Etwa 20 Millionen Menschen in Europa verloren infolge Festlegung neuer Grenzverläufe ihre Heimat. Flucht, Vertreibungen und Umsiedlungen hatten Bevölkerungsverschiebungen in einem bis dahin unbekannten Ausmaß zur Folge. Betroffen waren nicht nur Deutsche, sondern auch Polen, Tschechen, Slowaken, Ukrainer, Weißrussen, Litauer und Ungarn sowie viele kleinere ethnische Minderheiten. Die Integration in ihrer neuen Heimat war eine Herausforderung für beide Seiten.
Ein Selbstangefertigter Holzkoffer eines deutschen Spätheimkehrers. Deutsche Kriegsgefangene, die nach dem 31. Dezember 1946 entlassen wurden, bezeichnete man als "Spätheimkehrer". Das Schicksal der Gefangenen und Vermissten gehörte zu den in der deutschen Nachkriegsöffentlichkeit hoch emotional diskutierten Themen. Im September 1955 einigte sich Bundeskanzler Konrad Adenauer mit der sowjetischen Führung auf die Freilassung der letzten 10 000 deutschen Kriegsgefangenen und rund 20 000 Zivilinternierten. Bis Januar 1956 kehrten diese nach Deutschland zurück.
Die sowjetischen Kriegsgefangenen sind mit über drei Millionen Toten die zweitgrößte Opfergruppe nationalsozialistischer Verbrechen. Viele von ihnen wurden unter unmenschlichen Bedingungen als Zwangsarbeiter ausgebeutet. Von den Entschädigungszahlungen sind sie dennoch bis heute ausgeschlossen, da Kriegsgefangenschaft nach deutschem Recht keinen Anspruch begründet. Der im Januar 1990 gegründeter Berliner Verein "KONTAKTE - КОНТАКТЫ" setzt sich für ihre Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus ein.
1967 wurde auf dem in der Schlacht um Stalingrad umkämpften Mamajew-Hügel der erste große Denkmalskomplex zur Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg eröffnet. Im Mittelpunkt steht die 85 Meter hohe Skulptur "Mutter Heimat", nach der dieses Gussmodell angefertigt ist. Die meisten sowjetischen Kriegsdenkmäler erinnern an den Sieg, die Heldentaten der Roten Armee und die Gefallenen. Für die zivilen Opfer sind erst in jüngerer Zeit vermehrt Denkmäler entstanden.
Ein Feldbecher Mit aufgeklebtem schreibmaschinengeschriebenen Zettel. Der Großvater gab dieses Erinnerungsstück an seinen Enkel weiter, um ihn an seinen leidvollen Erfahrungen aus der Kriegsgefangenschaft teilhaben zu lassen.
Einzelne gesellschaftliche Gruppen nahmen sich schon relativ früh der kritischen Aufarbeitung des Krieges an. 1967 gründete ein Bündnis aus Christen, Kommunisten und jungen Sozialdemokraten in Westfalen den Arbeitskreis »Blumen für Stukenbrock«, um die Erinnerung an das Kriegsgefangenenlager Stalag 326 Senne lebendig zu halten. 15.000 sowjetische Kriegsgefangene waren hier zwischen 1941 und 1945 umgekommen. Bis heute veranstaltet der Arbeitskreis jährlich eine Gedenkveranstaltung in Stukenbrock.
Das in der amerikanischen Besatzungszone ausgestellte Dokument bescheinigt der Empfängerin, dass sie politisch unbelastet ist. Im März 1946 wurde die Entnazifizierung an deutsche Stellen übergeben. Die Überprüfung erfolgte vor Spruchkammern. Die überprüften Personen wurden als hauptschuldig, belastet, minderbelastet, Mitläufer oder entlastet eingestuft. Je nach Belastungsgrad konnten Urteile verhängt werden, die von einer Geldstrafe bis zu zehn Jahren Arbeitslager reichten.
Romanhefte über Soldatenschicksale im Zweiten Weltkrieg vermitteln das Bild des aufrechten, hart kämpfenden Wehrmachtsoldaten. Sie werden bis heute verkauft. Bereits in der Schlussphase des Krieges wurde das Bild einer »sauberen« Wehrmacht geschaffen, die »ehrenvoll« und »heldenhaft« gekämpft habe. Die Massenverbrechen, die nach dem Krieg nicht zu leugnen waren, wurden vor allem der SS angelastet. Durch diese Legende sahen sich Millionen ehemaliger Wehrmachtsangehöriger in ihrem Selbstbild bestätigt, einer ehrenhaft kämpfenden Armee angehört zu haben.
Bei Schönfließ, etwa 20 Kilometer südlich von Seelow, wurde im April 1945 heftig gekämpft. Nur wenige der Gefallenen konnten bestattet werden. Im Januar 1994 betteten Angehörige des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Bundeswehr und der russischen Armee in einer gemeinsamen Aktion die Gefallenen um. Dabei wurden auch viele Überreste der militärischen Ausrüstung ausgegraben.
Bei Schönfließ, etwa 20 Kilometer südlich von Seelow, wurde im April 1945 heftig gekämpft. Nur wenige der Gefallenen konnten bestattet werden. Im Januar 1994 betteten Angehörige des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Bundeswehr und der russischen Armee in einer gemeinsamen Aktion die Gefallenen um. Dabei wurden auch viele Überreste der militärischen Ausrüstung ausgegraben.
Eine handgefertigte britische Staatsfahne, hergestellt in der britischen Besatzungszone Berlins nach Mai 1945. Die Fahne besteht aus verschiedenen Stoffen, z.B. roter Baumwollstoff - Inlett/Hülle einer Bettdecke mit Federfüllung; wurde aus Stoffresten zugeschnitten und mit weißem Baumwollgarn mit einer Nähmaschine zusammengengenäht.
Eine selbsthergestellte Staatsfahne der Sowjetunion. Solche Fahnen hatte die Berliner Bevölkerung für das Treffen der Alliirten Oberbefehlshaber in am 05.06.1945 in Berlin vorbereitet. Einblattfahne. Oben rechts Hammer und Sichel sowie sowjetischer Stern appliziert. Diese selbsthergestellte Staatsfahne wurde dem Museum als Schenkung aus einem Familienbesitz 1995 übergeben.
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