Die Lithografie von 1949 zeigt eine Berliner Stadtlandschaft von Werner Heldt, der 1948 nach West-Berlin übersiedelte und somit nur knapp der Berlin-Blockade entging. 1949 beendete Heldt, der zu der Zeit gesundheitlich stark angeschlagen war, seine Untermiete bei dem Kunsthistoriker Fritz Hellwag in der Sodener Straße 28 in Wilmersdorf, um im selben Ortsteil zu Charlotte und Margarethe Rosenbaum in die Landauer Straße 5 zu ziehen. Sein Zimmer war zugleich sein Atelier, in dem er vom Bett aus zeichnete. Aus welcher Perspektive von dort die vorliegende Stadtlandschaft entstand, lässt sich heute nur schwer rekonstruieren. Infolge von Kriegsverwüstungen ist das Stadtbild durchsetzt von Trümmerhaufen, Brandwänden und Baulücken. Bei der mittleren Kirchturmspitze könnte es sich um die Spitze der Kirche Zum Guten Hirten am Friedrich-Wilhelm-Platz handeln.
Werner Heldt war ein Freund des bekannten Berliner Zeichners Heinrich Zille. Seine Homosexualität musste der Künstler verborgen halten und wurde zeitlebens von Depressionen und Ängsten begleitet. 1933 floh er vor dem nationalsozialistischen Regime nach Mallorca. 1936 kehrte Heldt zurück, wurde 1940 zum Kriegsdienst eingezogen und geriet 1945 in britische Kriegsgefangenschaft. 1954 starb Heldt infolge eines Schlaganfalls.
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