Gerda Rotermund wurde 1902 in Berlin geboren. Sie studierte an der Kunstgewerbeschule in Charlottenburg. Zu ihren frühen Förderinnen gehört ab 1919 Käthe Kollwitz. In späteren Jahren befindet sich das Atelier der Künstlerin in der Güntzelstraße. 1943 wird es ausgebombt. Die vorliegende Zeichnung zeigt einen Abschnitt der ihr vertrauten Nachbarschaft im Jahr 1946. Akribisch dokumentiert sie jeden Stein der vor ihr liegenden Ruinen. Eine Schneise der Verwüstung zieht sich durch mehrere Wohnblocks, von denen nur mehr ein paar Grundmauern übrig sind. Dahinter setzen sich die Straßenzüge fort, die von den Bomben verschont blieben. Was muss es für ein Gefühl gewesen sein, diesen Ort zu zeichnen, den die Künstlerin noch mit intakten Häusern kannte?
Viele Jahre blieben die Spuren des zweiten Weltkrieges im Stadtbild Wilmersdorfs sichtbar. Der Wiederaufbau erfolgte mit geringen Mitteln und zerstörte aufgrund einer am Autoverkehr orientierten Stadtplanung viel historische Bausubstanz. Gerda Rotermund versuchte sich in den Nachkriegsjahren in ihrem alten Kiez niederzulassen. Bis zu ihrem Tod 1982 hatte auch sie mit einer baufälligen Bleibe zu kämpfen.
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