Die vorliegende Farbradierung von Gerda Rotermund dokumentiert eine der zahlreichen Ruinenstraßen des zerstörten Berlins. Das Lützowufer verläuft entlang des Landwehrkanals in Berlin-Tiergarten, im Bezirk Mitte. Die heitere Lichtstimmung, die die Künstlerin für ihre Arbeit wählt, steht im Kontrast zu der bedrückenden Kulisse. Die fragmentarischen Überreste von Gebäuden strahlen in leuchtenden Gelb-, Rot- und Orangetönen und werden damit zur Projektionsfläche eines Sonnenauf- oder Untergangs.
Wie auch viele andere Künstler*innen, die die Kriegsschäden in ihren Werken verarbeiteten, wurde Gerda Rotermund in Berlin geboren und wuchs dort auf. Zu ihren frühen Förderinnen gehört ab 1919 Käthe Kollwitz, mit der sie eine langjährige Freundschaft verbindet. Während des zweiten Weltkriegs floh sie auf das Land. Zurück in Berlin nähert sie sich mit künstlerischen Mitteln der ihr einst vertrauten Stadt wieder an. In diesem Kontext ist häufig zu beobachten, dass Künstler*innen das unverhofft Schöne in der schrecklichen Situation zu erkennen versuchen. So auch Gerda Rotermund, deren friedliches Motiv eine gewisse Versöhnungssymbolik in sich trägt.
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