Traudbert Erbe gehörte dem Künstlerkreis Kreuzberger Boheme an, welcher in 1960er und 1970er Jahren in West-Berlin wirkte. Aus einem pastellblauen Untergrund modelliert er mithilfe seiner charakteristischen Spachteltechnik unter Verwendung von schwarz, gelb und rot die Kuppel des Schloss Charlottenburg. Dabei gelingt es ihm, erstaunlich akkurate architektonische Details zu formen. Im mittleren Teil des Bildes verliert sich die Darstellung in zunehmend dunkleren Farbtönen und unklareren Linien. Der Einsatz von verlaufenden Farben unterstreicht den Eindruck, dass das Schloss sich in einem Gewässer spiegelt. Der Schlosspark, an dem direkt die Spree verläuft, umfasst ein verzweigtes Netz aus Teichen und Gräben. Obwohl keines dieses Gewässer sich nah genug am Schloss befindet, als dass die Kuppel sich darin spiegeln könnte, reflektierte der Künstler wohlmöglich die landschaftliche Umgebung des Gebäudes in seiner Darstellung. Auffällig ist, dass die Spiegelung der Kuppel mithilfe eines Fotos simuliert wird. Das verwendete Foto könnte seiner Perspektive nach von einer Pfütze stammen. Unterschwellig transportiert das Werk ein Geflecht aus sich gegenseitig aufhebenden Spiegelungen, wobei die Reflektion zum Abbild der Realität gerät.
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