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Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Fotografische Sammlung des ehemaligen Instituts für Sexualwissenschaft [FSIFS-093_b]
Brustporträt von J. J. (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Public Domain Mark)
Provenance/Rights: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft (Public Domain Mark)
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Brustporträt von J. J.

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Description

Schwarz-Weiß-Fotografie einer frontal porträtierten Frau, die vom Kopf bis zum Bauch sichtbar ist. Sie trägt einen karierten Poncho mit Fransen, der am Hals zugeknöpft ist. Darunter trägt sie eine gestreifte Bluse. Sie ist vor einem neutralen Hintergrund abgebildet, den Kopf hat sie nach rechts gedreht und blickt geradeaus.

Kontext:
Die abgebildete Patientin J. J. soll mit 23 Jahren wegen „Melancholie“ in einer Psychiatrie gewesen sein (vgl. Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel XIV sowie Levy-Lenz: Hexenkessel der Liebe, S. 250). Dort wurde möglicherweise das Foto aufgenommen.

Porträts wie das von J. J. wurden in der zeitgenössischen Literatur zumeist im Kontext sog. „Bartfrauen“ bzw. „Bartdamen“ abgebildet. Auch Magnus Hirschfeld, Sexualwissenschaftler und Sexualreformer nutzte Abbildungen von „bärtigen Frauen“ in seiner Publikation „Geschlechtsübergänge“ im Kapitel „Androtrichie. Feminae barbatae.“ Dort schreibt er: „Zu den häufigsten und augenfälligsten Geschlechtsübergängen gehören die der Behaarung, einem […] besonders wichtigen sekundären Geschlechtscharakter.
Um sich von der Häufigkeit des „Frauenbartes" eine Vorstellung zu machen, ist es nur nötig, die Annoncenteile der Zeitungen zu durchsehen. Ich sammelte einige Wochen die Inserate, in denen die Entfernung weiblicher Barte mittelst Elektrolyse, Enthaarungswassern, Depilatorien und anderen Methoden angepriesen wird und fand, daß sich in Berlin Dutzende von Personen diesem anscheinend recht einträglichen Erwerbszweig widmen.“ (vgl. Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel XIV)

Bilder von „Frauen mit Bärten“ waren Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die vermutlich zum ersten Mal 1922 auf der „Hundertjahrfeier deutscher Naturforscher und Ärzte“ in Leipzig gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts Magnus Hirschfeld wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.

Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstigen körperlichen Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstigen seelischen Eigenschaften.
Mit diesem Konzept verlagerte Hirschfeld bereits 1907 das biologisch-genitale Geschlecht hin zu einem, das u. a. auch auf der erlebten Identität beruhte. Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, R. (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher ging damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.

Acknowledgements

Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

Reception and publication

Literature

  • Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid. Das Institut für Sexualwissenschaft 1919–1933. Berlin
  • Hirschfeld, Magnus (1913): Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen). Leipzig, Text vor Tafel XIV
Map
Published Published
1913
Magnus Hirschfeld
Leipzig
Published Published
1931
Ludwig Levy-Lenz
Leipzig
Owned Owned
1919
Institut für Sexualwissenschaft
Tiergarten
Lost Lost
1933
Berlin
1912 1935
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Object from: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e. V. (MHG) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin, der sich 1982 mit dem Ziel gegründet...

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