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Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Fotografische Sammlung des ehemaligen Instituts für Sexualwissenschaft [FSIFS-193_d]
Abbildung von Virginia Mauri (Ausschnitt) (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Public Domain Mark)
Herkunft/Rechte: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft (Public Domain Mark)
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Abbildung von Virginia Mauri (Ausschnitt)

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Beschreibung

Schwarz-Weiß-Fotografie, auf der Virginia Mauri vom Kopf bis etwa zur Brust von oben zu sehen ist. Sie liegt auf dem Rücken, hat die Arme hinter dem Kopf verschränkt, ihre Augen sind geschlossen. Sie trägt ein helles Oberteil sowie Ohrschmuck. Sie wurde von oben fotografiert, ihren Kopf hat sie zur linken Seite gedreht. Der Hintergrund ist unscharf bzw. nicht erkennbar.

Kontext:
Das hier abgebildete Foto ist ein Ausschnitt eines Ganzkörperfotos, beide Versionen fanden Eingang in zeitgenössische Publikationen. Dies erfolgte zumeist im Zusammenhang des Diskurses um sog. „Bartfrauen“ bzw. „Bartdamen“ oder „feminae barbatae“.
Über Virginia Mauri berichtet der Mediziner Georg Back (Pseudonym von Georg Merzbach) in seiner Publikation „Sexuelle Verirrungen des Menschen und der Natur, Teil 2“, dass Mauri sowohl als Frau als auch als Mann gelebt habe (vgl. dort, S. 941f.). Virginia Mauri ist auch als Jephte Akaire bekannt.

Porträts wie das von Virginia Mauri wurden in der zeitgenössischen Literatur zumeist im Kontext sog. „Bartfrauen“ bzw. „Bartdamen“ abgebildet. Auch Magnus Hirschfeld, Sexualwissenschaftler und Sexualreformer nutzte Abbildungen von „bärtigen Frauen“ in seiner Publikation „Geschlechtsübergänge“ im Kapitel „Androtrichie. Feminae barbatae.“ Dort schreibt er: „Zu den häufigsten und augenfälligsten Geschlechtsübergängen gehören die der Behaarung, einem […] besonders wichtigen sekundären Geschlechtscharakter.
Um sich von der Häufigkeit des „Frauenbartes" eine Vorstellung zu machen, ist es nur nötig, die Annoncenteile der Zeitungen zu durchsehen. Ich sammelte einige Wochen die Inserate, in denen die Entfernung weiblicher Barte mittelst Elektrolyse, Enthaarungswassern, Depilatorien und anderen Methoden angepriesen wird und fand, daß sich in Berlin Dutzende von Personen diesem anscheinend recht einträglichen Erwerbszweig widmen.“ (vgl. Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel XIV)

Abbildungen von „Bartfrauen“ waren auch Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die vermutlich zum ersten Mal 1922 auf der „Hundertjahrfeier deutscher Naturforscher und Ärzte“ in Leipzig und dann im Institut für Sexualwissenschaft gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts, Magnus Hirschfeld, wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.

Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.
Mit diesem Konzept verlagerte Hirschfeld bereits 1907 das biologisch-genitale Geschlecht hin zu einem, das u. a. auch auf der erlebten Identität beruhte. Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher ging damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.

Beschriftung/Aufschrift

Bildunterschrift in Wulffen: Der Sexualverbrecher: Androtrichie. Feminae barbatae. Jephte Akaire, weiblicher Scheinzwitter mit Bartwuchs. Dr. Magnus Hirschfeld.

Bildunterschrift in Hirschfeld: Geschlechtsübergänge: Androtrichie (feminae barbatae).

Bildunterschrift in Levy-Lenz: Hexenkessel der Liebe: Josepha Alkaira (Bart-Frau)

Danksagung

Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

Rezeption und Publikation

Karte
Veröffentlicht Veröffentlicht
1910
Erich Wulffen
Berlin
Veröffentlicht Veröffentlicht
1913
Magnus Hirschfeld
Leipzig
Veröffentlicht Veröffentlicht
1931
Ludwig Levy-Lenz
Leipzig
Besessen Besessen
1919
Institut für Sexualwissenschaft
Berlin-Tiergarten
Verschollen Verschollen
1933
Berlin
1909 1935
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Objekt aus: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e. V. (MHG) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin, der sich 1982 mit dem Ziel gegründet...

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