Die vorliegende Fotografie stellt das Gegenstück zu einer anderen Arbeit (Hab I-22) dar, in der Efraim Habermann ebenfalls indirekt die Sankt Matthäuskirche am Kulturforum in der Nähe des Potsdamer Platzes in einem Bild festhält. Während er für das andere Foto die Kirche aus dem Inneren der Neuen Nationalgalerie durch den Vorhang hinweg aufnimmt, fotografiert er für das vorliegende Foto ihre Spiegelung in der großen Fensterfront der Neuen Nationalgalerie. Der Künstler erforscht die Natur seiner Fotografie, indem er deren Unmittelbarkeit unterbricht. So verhalten sich beide Werke wie Positiv und Negativ zueinander. Während in einer Aufnahme die Kirche gedämpft erscheint, ist in der anderen eine kontrastreiche, scharfe Spiegelung zu sehen, die von den Falten des Vorhangs in vertikale Streifen segmentiert wird.
Das Areal rund um die Kirche war nach dem Zweiten Weltkrieg seiner historischen Bebauung beraubt. Viele Gebäude fielen zunächst den gigantomanischen Bauplänen des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer, welches Platz für die Vision der Hauptstadt „Germania“ schaffte. Die restlichen Gebäude wurden durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der 1933 in Berlin geborene Fotograf Efraim Habermann flüchtete 1939 mit seinen Eltern nach Palästina. 1957 entschied er sich aus familiären Gründen nach Berlin zurückzukehren, wo er seine Berufung als Fotograf entdeckte.