Die Grafik „Am Bahnhof Zoo“ zeigt den Bahnhof aus einer ungewohnten Perspektive von der Kantstraße aus. Anstelle der dargestellten Parkbuchten befindet sich an dieser Stelle mittlerweile ein großes Parkhaus, das den Blick verstellt. Links daneben ist das Theater des Westens zu sehen, dessen Fassade einen Mix aus Renaissance-, Empire- und Jugendstilelementen darstellt. Besonders auffällig sind die Eckfiguren, eine Kombination aus Löwenfigur und Speerspitze. Das Bühnenhaus, das mit seinen Erkern, Ziergiebeln, Türmchen und Fachwerk an die rheinländische Mittelalter-Burg Eltz erinnert, schließt rückseitig direkt an das Theater an. Die gedrungene Darstellung ist architektonisch und topographisch nicht vollkommen akkurat. Der Künstler erzeugt eher das Gefühl eines dichten Stadtlabyrinths.
Die Radierung gehört zu einer Serie mit Berliner Motiven, die allesamt den gleichen Stil mit der markanten Farbgebung aufweisen, die sich aus einer schwarz-weißen Grundgrafik und kontrastierenden gelben Akzentuierungen zusammensetzt. Weitere Werke dieses Typus von Erhard Groß befinden sich in der Sammlung des FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museums. Der Künstler wurde 1926 in Berlin geboren und studierte an der Hochschule für bildende Künste in West-Berlin. Er war aktiv im Künstlerkreis Kreuzberger Boheme.