Schwarz-Weiß-Fotografie eines Holzschnitts vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. Zu sehen ist eine unbekleidete Person, die frontal abgebildet wurde. Sie steht aufrecht, den rechten Arm hat sie seitlich vom Körper leicht abgespreizt. An den Ohren trägt sie Ohrschmuck. Sie steht auf einer schraffierten Fläche, der Hintergrund ist nicht gestaltet.
Kontext:
In der Publikation von August Seidel „Geschlecht und Sitte im Leben der Völker“ wurde dieses Bild im textlichen Kontext der sexuellen Zwischenstufen als "Mann mit weiblichen Körperformen" abgedruckt. Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.
Mit diesem Konzept verlagerte Hirschfeld bereits 1907 das biologisch-genitale Geschlecht hin zu einem, das u. a. auch auf der erlebten Identität beruhte. Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher ging damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
Neben dem hier gezeigten wurde ein zweiter Holzschnitt abgedruckt. Laut den Bildunterschriften handelt es sich hier um einen „Mann“ und im Falle der anderen Abbildung um eine „Frau“. Vermutlich ist es jedoch dieselbe Person.
Der „Fall“ Giacoma Foroni fand bereits 1802 als Jaqueline Foroni Erwähnung in der Schrift „Jacqueline Foroni rendue à son véritable sexe, ou rapport, réflexcions et jugement présenté à l'Académie de Mantoue“ (vgl. https://archive.org/details/b22008354, abgerufen am 16.07.2024).