Der 1939 geborene Norbert Behrend war ab 1969 als freischaffender Grafiker in Berlin tätig. In seiner eigenen Druckwerkstadt setzte er Radierungen in kleinen Auflagen um. Das Material für seine Arbeiten generierte er u.a. auf unzähligen Streifzügen durch die Stadt, wobei er mit einer Kamera Vorlagen festhielt. Die Vorlage für die vorliegende Radierung entstand vermutlich in der Wilmersdorfer Straße 20 in Charlottenburg. Noch heute steht dort ein Altbau, der eine Tür mit Oberlicht hat, zu deren linker Seite die Hausnummer 20 auf einem schmalen Wandsteg prangt. Die Fassade des Gebäudes hat mittlerweile eine umfangreiche Sanierung durchlaufen. Mehrere Grafiken zeugen davon, dass der Künstler in den 1970ern in diesem Bereich Charlottenburgs unterwegs war und den Verfall der alten Wohnquartiers dokumentierte. Bis dahin konzentrierte man sich vor allem auf die Schließung von Baulücken und den Ausbau der City-West, nicht aber auf die Sanierung von Altbauten. Unweit der Wilmersdorfer Straße waren einige Gebäude in Folge des Ausbaus der U-Bahn-Linie 7 in dieser Zeit vom Einsturz bedroht und machten damit Schlagzeilen.
