Der Maler Hans Stein ist seit den 1960er Jahren bekannt für seine zahlreichen Gemälde, Zeichnungen und Grafiken der Berliner Stadtlandschaft in schwungvoller, realistisch-expressiver Manier. Neben prominenten Bauten und Plätzen lenkt er seinen Blick mit einer besonderen Vorliebe auch auf einfach Mietskasernen, Straßenverkehr, Mauern oder Baubetrieb. So etwa in einer Serie von Zeichnungen, die den Abriss des Palastes der Republik in Berlin-Mitte darstellen. Der Palast am Marx-Engels-Platz (ab 1994 Schloßplatz) hatte nach der Wende als Regierungsgebäude ausgedient und wurde nach einem Beschluss des Deutschen Bundestages von 2006 bis 2008 abgerissen.
Die politischen und kulturgeschichtlichen Diskussionen um die Abrissarbeiten interessieren Hans Stein genauso wenig wie topografische Genauigkeit. Er betrachtet das Geschehen aus der Perspektive einer Großstadt im Wandel. Inmitten einer Brachlandschaft tragen Bagger die letzten Reste des DDR-Prachtbau ab. An seiner Stelle rücken andere prominente Berliner Bauten ins Blickfeld: der Dom zur Rechten und in der Ferne das Internationale Handelszentrum (IHZ) mit seiner markanten Fensterfassade. Im Vordergrund steht ein letzter Block des Palast-Rohbaus, seine ausgehöhlte Konstruktion wirkt wie eine gespenstische Fratze. Verschobene Achsen und verkürzte Perspektive verfremden die Szene zusätzlich und laden sie dramatisch auf.
