Trichterförmige Kuppa auf zwei Ringscheiben aus sehr reinem, dickwandigem, farblosem Glas. Auf der Wandung über einer Fiederblattbordüre die mattgeschnittene Darstellung des Kurfürsten Friedrich Wilhelm zu steigendem Pferd auf einem Landschaftssockel. Darüber die Umschrift "VIVAT CH / UR BRANDE / NBURG". Im oberen Register vier große polierte Kugelungen, auf der Rückseite zwei Trommeln mit einer Staffage aus Kriegstrophäen in Mattschnitt, Mündungsrand verwärmt.
Das Fragment gehört zu den wenigen Gläsern, die aus der Regierungszeit des Großen Kurfürsten (1640–1688) überliefert sind. Es stammt aus der von ihm gegründeten Potsdamer Hütte und datiert in die Jahre 1678 bis 1688, als Johann Kunckel deren Leitung übernahm und eben dieses "Crystall-Glas" von sehr guter Qualität herstellte. Der etwas statische, ungelenke Schnitt sowie die überdimensionierten Kugelungen sprechen ebenfalls für eine Verortung in die frühen Produktionsjahre der Potsdamer Glasmanufaktur. Das Glas wurde 1877 von dem Potsdamer Kunsthändler Rosenthal erworben. Im Museumsführer von 1890 ist eine Skizze mit dem intakten Pokal samt Deckel abgebildet (Buchholz, Verzeichniss, 1890, S. 76). Der für die Potsdamer Hütte charakteristische breite Scheibenfuß war mit Blattwerk verziert, der Schaft mit einem einfachen Baluster gestaltet (siehe sehr ähnliches Glas in der SPSG, Inv. Nr. XIII 724). [Verena Wasmuth]