Für seine Grafik wählt Dietmar Lemcke eine ungewöhnliche Perspektive. Er blickt nicht auf das Schloss Charlottenburg, sondern aus dem Tor des Ehrenhofes hinaus auf den Spandauer Damm in Richtung Schlossstraße. Als markante Orientierungspunkte dienen die Kuppel der 1851-1859 errichteten Offizierskaserne, heute Sitz der Sammlung Scharf-Gerstenberg, und die Skulptur eines antiken Kämpfers auf einem der Torpfeiler des Ehrenhofes, der mit markanter Geste sein Schild emporhält. Dietmar Lemcke wählt für die Ausführung der Grafik eine dynamische Strichführung und stark abstrahierte Formensprache. Mit Gelb und Hellblau setzte er Farbakzente. Bemerkenswert ist die Darstellung eines Autos, das vor dem Schloss vorbeifährt. Anhand der altmodischen Karosserie ist zu erkennen, dass die Darstellung zeitlich im frühen 20. Jahrhundert angesiedelt sein soll. Passend dazu stellt der Künstler eine Straße mit Kopfsteinpflaster dar.
Dietmar Lemcke wurde 1930 in Ostpreußen geboren. Er studierte von 1948 bis 1954 an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, wo er 1964 eine Professur erhielt. Er studierte u.a. bei Karl Schmidt-Rottluff und identifizierte den Expressionismus als großen stilistischen Einfluss in seinem Schaffen.
