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Reliefwand Schiller-Theater

Bernhard-Heiliger-Stiftung Schiller-Theater [WV135]
Reliefwand Schiller-Theater (Bernhard-Heiliger-Stiftung CC BY-NC)
Herkunft/Rechte: Bernhard-Heiliger-Stiftung / Jan Brockhaus (CC BY-NC)
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Beschreibung

Heiligers Reliefwand im Schillertheater ist einer von drei Kunstaufträgen, die innerhalb des Theaterbaus im Zuge des Wiederaufbaus realisiert wurden. Das historische Jugendstilgebäude wurde 1905–1907 nach Plänen von Jacob Heilmann (1846–1927) und Max Littmann (1862–1931) erbaut und Ende der 1930er Jahre durch Paul Otto August Baumgarten (1873–1946) zu einem repräsentativen Staatstheater mit zwei Rängen und „Führerloge“ umgebaut. Nachdem ein Luftangriff im Zweiten Weltkrieg das Schillertheater zerstörte, wurde 1948 ein Wettbewerb für den Wiederaufbau des Gebäudes ausgeschrieben, den Rudolf Grosse (1906–1986) und Heinz Völker gewannen. Unter Verwendung von alten Gebäuderesten schufen die beiden Architekten den ersten Nachkriegstheaterbau Berlins. Bis in die 1970er Jahre war das Schillertheater unter der Leitung des ersten Intendanten der Nachkriegszeit Boleslaw Barlog (1906–1999) das wichtigste Theater West-Berlins.
Im Zuge des Wiederaufbaus des Schillertheaters wurden zudem drei architekturbezogene Kunstaufträge vergeben: Ludwig Peter Kowalski (1891–1967) realisierte eine 25 Meter lange und 5,20 Meter hohe Glasschliffwand mit surrealistischen Motiven im Hauptfoyer, Hans Kuhn (1905–1991) fertigte zwei Wandbilder an und Bernhard Heiliger entwarf eine Reliefwand für die untere Vorhalle entlang des Wandelganges. Vermutlich auf Vermittlung der Galeristin Anja Bremer, deren 1946 gegründete Galerie ein wichtiger kultureller Treffpunkt West-Berlins war, erhielt Heiliger den Auftrag für das Relief, dessen Entwurf 1951 in der Galerie Bremer neben anderen Werken Heiligers ausgestellt war.
Mithilfe seines damaligen Schülers Joachim Dunkel (1925–2002) fertigte Heiliger eine 28 Meter lange und 3 Meter hohe Reliefwand aus Hartstuck an. Die friesartige Komposition ist aus verschiedenen Figurengruppen, Vögeln und freien Formen zusammengesetzt. Die weiblichen stehenden, sitzenden und liegenden Gestalten sind jeweils zu Gruppen geordnet, wobei alle Einzelformen ebenbürtig nebeneinander positioniert sind und es kein kompositorisches Zentrum gibt. Die Figuren sind als stark abstrahierte Personen dargestellt – mit wenigen Linien sind schemenhaft die Konturen der Frauen gezeichnet. Zum Teil sind den Figuren Musikinstrumente wie eine Harfe zugeordnet, durch deren Zugabe die Frauen wie Musen der Musik wirken. Die glatt geschliffene, leicht spiegelnde Oberfläche des Hartstuck-Reliefs erinnert an Marmor. Obwohl das Relief sehr flach ist und die Figuren fast grafisch in die Oberfläche eingelassen sind, treten sie durch die indirekte Beleuchtung von oben sehr gut hervor. Heiliger äußerte sich wie folgt zu seiner ersten großen Reliefkomposition: „Es war klar, als ich mich von der baulichen Situation überzeugte, dass es sich nur um ein Flachrelief, um eine Komposition in der Fläche handeln konnte, deren sparsam gesetzte Figuren und Gruppen oder freie Formelemente der geschwungenen Wand Intensität geben sollen. Die ungewöhnliche Länge (28 Meter), die dazu noch durch ihre Schwingung mit einem Blick kaum zu übersehen ist, erforderte eine Anordnung, die sehr genau große, zwischen den Figuren und freien Formelementen sich ausbreitende leere Flächen mit in die Komposition einbezieht, um so der ganzen Wand Atmung und Rhythmus zu verschaffen. … Es sind Negativ-Formen, die oft über größere Flächen ausklingen und zusammen mit den heraustretenden plastischen Teilen eine geheimnisvolle plastische Wirkung erzielen. Diese Wechselwirkung von konkav und konvex zieht sich über die ganze Fläche. Das Körperlich-Räumliche mußte eng an die Fläche gebunden werden, kein Teil durfte sich selbstherrlich hervordrängen, und immer wieder mußte versucht werden, das ganze zusammenzuhalten, um die Regie über die Komposition nicht zu verlieren.“ (Bernhard Heiliger, „Reflexionen aus der Werkstatt des Bildhauers“, in: Neue Deutsche Hefte, Jg. 3, 1956/57, S. 486)
1993 wurde das Schillertheater auf Beschluss des Berliner Senats aufgrund der finanziellen Situation geschlossen. Seitdem dient das Gebäude übergangsweise verschiedenen Institution als Ersatzspielstätte, so u.a. von 2010 bis 2017 der Staatsoper Unter den Linden, von 2018 bis 2022 der Komödie am Kurfürstendamm und ab Herbst 2023 der Komischen Oper, deren Haus saniert wird.

Material/Technik

Hartstucko

Maße

Breite
2800 cm
Höhe
300 cm
Stückzahl
1

Danksagung

Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

Literatur

  • Hanns Theodor Flemming (1962): Bernhard Heiliger. Berlin, S. 145
Bernhard-Heiliger-Stiftung

Objekt aus: Bernhard-Heiliger-Stiftung

Bernhard Heiliger (1915–1995), einer der wichtigsten Bildhauer der deutschen Nachkriegsmoderne, erlangte internationale Bekanntheit durch zahlreiche...

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