Karlheinz Ziegler wurde 1935 in Berlin geboren und wuchs in Mariendorf auf. Mit 18 begann er zu malen und besuchte Volkshochschulkurse bei der Künstlerin Gerda Rotermund. Als Maler identifizierte er sich mit der 1973 in Berlin gegründeten Schule der neuen Prächtigkeit. Ziegler legte in seiner künstlerischen Arbeit ein besonderes Augenmerk auf die Beobachtung von Bauskandalen und Machtmissbrauch. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem so genannten Steglitzer Kreisel. Das Bauprojekt musste 1974 gestoppt werden, weil die Bauträgergesellschaft Insolvenz anmeldete. Der Berliner Senat war mit einer Bürgschaft von 42 Millionen Mark in das Bauvorhaben verwickelt und musste infolgedessen für den Schaden aufkommen. Der Künstler kommentiert die Situation mit einer vielschichtigen Darstellung, in der sich u.a. diskutierende Senatsvertreter, Bauleiter mit Helmen auf den Köpfen und weiter hinten eine Streitszene, die aus einem romantischen Drama stammen könnte, zueinandergesellen. Im Vordergrund verharrt ein Mann mit einer Kalaschnikow vor einem BMW. Die Pose mit Waffe – es könnte übrigens auch die MP 5 von Heckler & Koch sein, die die RAF (Rote-Armee-Fraktion) zunächst versehentlich in ihr Logo aufnahm – wirkt wie ein Aufruf zum anarchistischen Umsturz des Establishments. Der BMW jedoch ist das ultimative Symbol für den westdeutschen Kapitalismus der Nachkriegszeit.
