Der Zeichner und Maler Eberhard Franke war ein unermüdlicher Chronist der Berliner Stadtlandschaft. Bereits während der Studienzeit an der Berliner Hochschule der Künste begann er, das Treiben auf Straßen, Plätzen und Märkten festzuhalten. Neben Aquarellen und Ölbildern wurde vor allem die Kaltnadelradierung sein wichtigstes Medium.
Die vorliegende Radierung zeigt den Blick von der Eisenbahnbrücke in Halensee, dem kleinsten Ortsteil von Berlin-Charlottenburg. Über den sich windenden S-Bahngleisen des Rings ragt der Funkturm empor. An seinem Fuße lassen sich womöglich bereits die ersten Teilgebäude der heutigen ICC Messehallen erkennen, deren Bau im Jahr 1972 begann. Die Weitwinkelperspektive umfasst, was sonst ohne eine Drehung des Kopfes nicht sichtbar wäre. Dies ist typisch für Frankes Werk – er dokumentiert das, was da ist, schaut jedoch durch eine persönliche „Linse“ darauf.
Eberhard Franke starb wenige Tage vor seiner ersten Retrospektive, die 2004 im Rathaus Schöneberg stattfand. Seine Arbeiten sind heute in öffentlichen Sammlungen u.a. vom Berlin-Museum, dem Kupferstichkabinett, der Berlinischen Galerie und den Kunsthallen Bremen und Hamburg zu finden. Der Künstler war in der Künstlergruppe Kreuzberger Boheme aktiv.