Wibrandis Turrettini (*1926), geborene Staehelin und damals noch Gelzer, lebte von 1955 bis 1957 mit ihrem damaligen Ehemann Dr. Michael Gelzer (1916–1999), dem Ersten Sekretär der Schweizerischen Delegation, in Berlin. In dieser Zeit lernte sie durch Vermittlung der Schweizerin Annemarie Bänninger Bernhard Heiliger kennen, der oft zu Gast bei Bänningers Künstlerabendessen war. Nach insgesamt vier Ateliersitzungen hatte Heiliger das Tonmodell des „Kopfes Wibrandis Gelzer“ fertiggestellt – das Ehepaar Gelzer war jedoch bereits nach Basel zurückberufen, sodass sie keine genaue Kenntnis über den Verbleib des Porträts hatten. Die gemeinsame Freundin Bänninger wiederum entdeckte einige Jahre später das Modell in Heiligers Atelier und ließ im Einverständnis des Künstlers einen Bronzeguss herstellen, den sie zu Wibrandis in die Schweiz schickte. Der in Gips gegossene Kopf befindet sich heute in der Bernhard-Heiliger-Stiftung. In einem Brief an die Stiftung äußerte sich Wibrandis Turrettini im Mai 2000 zu ihrer Beziehung zur Kunst: „Der Motor in meinem Leben war immer wieder die Freude am heutigen Kunstschaffen.“
Der „Kopf Wibrandis Gelzer“ sticht insbesondere durch seine ungewöhnliche, asymmetrische Kopfform heraus, die durch die Frisur der Dargestellten bestimmt wird – ein streng zusammengebundener Dutt, ein Chignon, der am Hinterkopf in einem Dreieck ausläuft. Die vorderen, kürzer geschnittenen Haare rahmen das schmale Gesicht der Frau und werden von Heiliger durch markante Wölbungen herausgearbeitet.